Heft 
(1897) 6
Seite
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. (10. ausserordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjalires.

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Die Leprosorien lagen ausserhalb der Städte, zur Seite der Heer­wege; in Berlin an der Oderberger- (späteren Bernauer-) Landstrasse, wo dieselbe vor dem heutigen Georgenkirchplatz mit dem Landsberger Ileerwege zusammentraf. Hier musste das Hospital mit seinem Kirchlein um 1240, als Berlin zu einer deutschen Stadt geworden war und die Wallfahrten nach dem heiligen Lande noch immer stattfanden, sogleich gegründet worden sein.

Bei dem allmählichen Verschwinden der Kreuzfahrer aus den brandenburgisclien Landen wurden die Besthäuser in Hospitäler für ein­heimische Sieche und Kranke, in Zufluchtsstätten für das hülflose Alter umgewandelt; doch behielten sie ihren altwürdigen Namen. Wann diese Veränderung in Berlin erfolgte wir wissen es nicht. Solch frühe, stille Stätten erbarmungsvoller Liebe haben keine Geschichte, und so sind wir auch bei uns nur auf einzelne spätere Urkundenangaben hin­gewiesen. Eine solche ist zunächst in der Urkunde der am 18. Juni 1272 bestätigten Bäckergilde enthalten, nach welcher das minderwertige Brot aus den Scharren den beiden Armenhöfen (St. Georgen- und Heilige­geist-Hospital) überwiesen werden sollte. Dann gewährte Bischof Ludolf II. von Halberstadt am Tage vor Mariä Himmelfahrt (14. August) 127(8 allen denen einen (50tägigen Ablass, die ihre Sünden wahrhaft be­reuen, bekennen und rechten Schmerz darüber empfinden, auch dem Krankenhause zu St. Georgen in Berlin zur Stärkung der Siechen hilf­reiche Hand leisten oder ihm sonst ihre Teilnahme und Gunst zuwenden würden.

Dann waren die Schneider nach dem Gildebriefe vom 10. April 1288 verpflichtet, bei Gewinnung des Werkes 4 Pfund Wachs zu geben, wovon je ein halbes Pfund an die beiden Hospitäler verabfolgt werden sollte.

Und am 12. März 18,41 erteilten zehn Bischöfe allen denen, welche die St. Georgskapelle oder IIospitalkirche bei Berlin mit ange­nehmer Ehre besuchen und hochachten etc., auch besagte Kirche und Hospital an allen und jeden Festen der Heiligen, denen dort Altäre geweiht, besuchen und zum Ausbau, zur Beleuchtung oder Ausschmückung hilfreiche Hand bieten, oder Gold, Silber und Stoffe etc, schenken oder vermachen würden, einen 40tägigen Ablass.

Es geschieht hier der Hospitalkirche zum ersten Male Ewälmung. Auf einer späteren Abbildung des dann erweiterten Gotteshauses zeigt der 'feil des älteren Kirchenschiffes Strebepfeiler und einen so­genannten Dachreiter auf.

Ähnliche Georgshospitäler lassen sich in unserer Mark noch bei Al Städten nachweiseu; hin und wieder auch eine noch ei halten ge­bliebene Darstellung des Schutzheiligen, wie er in höchster Vollendung

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