Heft 
(1897) 6
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16. (10. ausserordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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das Relief der Bergpredigt. Sonst noch erscheinen symbolisches Blatt­werk und stützende Genien am Fusse.

Die Orgelbühne gegenüber dem Altarraum zeigt in der grossen Bogenleibung oben einen Fries musizierender Engel; unten den Königs­sänger David und die heilige Cäcilie. Die Fenster sind hier rein ornamental geschmückt, während die Grisaillefenster des Fangschiffes als nitchristliche Symbole enthalten: die Taube (Versöhnung), den Löwen (Wächter des Heiligtums), den Adler (Auferstehung), den Hahn (Wach­samkeit), den Pelikan (Aufopferung) und den Hirsch, das Heilsver­langen darstellend.

Der ornamentale und figürliche Schmuck der Chorwände und des Triumphbogens ist in echtem Glasmosaik und Flächenmalerei durchgeführt.

Neben der elektrischen Beleuchtung des Gotteshauses ist auch der Orgelbetrieb und die Läutevorrichtung letztere durch die dem Bochumer Verein patentierte Erfindung zum ersten Male in Berlin eine elektrische, und zwar wird sie durch einen im Turm aufgestellten Elektromotor bewirkt. Die Vorrichtung ist folgende: Auf einer Triebwelle ist eine tellerförmige Reibscheibe befestigt, deren eine Fläche mit einer Holzplatte verseilen ist. Dicht daneben wird die Läuteseiltrommel auf die Welle geschoben und an diese fest angepasst, sodass sie mit derselben sich fortbewegt. Dies wird dadurch bewerkstelligt, dass man einen daneben befindlichen Hebel, der mit einer schiefen Fläche gegen eine solche des Wellenlagerblockes anlehnt, hebt und dadurch Hebel und Seiltrommel seitwärts schiebt. Sobald nun die Läuteseiltrommel in Rotation kommt, erfolgt eine Schwingung der mit dem Seil verbundenen Glocke, während die Rückschwingung eintritt, sobald der Hebel nachgelassen und dadurch die Friction zwischen Scheibe und Trommel beseitigt wird. In diesem Moment tritt, ein seitwärts hängendes Gegengewicht und, sobald die Glocke in vollen Schwung gekommen ist, durch Übertragung eines in die Seiltrommel eingreifenden Zahnrades auch ein Excenter in Thätig- keit. Dieser bewirkt, dass die Seiltrommel ausser Berührung mit der Reibscheibe kommt, bis die Glocke von neuem anschwingt. Zum Läuten ist also nur erforderlich, dass der Glöckner zuerst durch ruckweises Heben des Hebels die Glocke allmählich in vollen Schwung bringt, worauf das Läuten vollkommen gleichmässig so lange andauert, bis dei' Excenter ausser Thätigkeit gesetzt wird. Alsdann schwingt die Glocke nach und nach aus, weil der neue Impuls fehlt.

Unter den Klängen eines Orgelpräludiums betrat nunmehr die Ge­sellschaft den weiten hochgewölbten Raum des mittleren Kirchenschiffes, dessen glanzvolle Ausstattung bei teilweise elektrischer Beleuchtung einen geradezu überwältigenden Eindruck machte. Nach beinahe einstündigem Aufenthalt, während dessen von einigen Anwesenden auch die Glocken und Läutevorrichtungen in Augenschein genommen wurden, verliess die