486
17. (7. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
gläsernen Gnidelsteine in Neubrandenburg sind blau, rot, grün etc.“ — Herr E. Friedei bemerkt dazu, dass das heisse Wasser auch dazu diene, damit der erhitzte Gnidelstein den noch feuchten Stoff besser glätte. Das Gerät besteht aus dem hohlen Gnidelstein, dem Verschluss- Stöpsel und dem gläsernen Griff.
4. In Bezug auf primitive Brotbereitung („Brandenburgia“, Sitzung vom 5. Januar 1898) trägt Herr E. Friedei folgendes nach:
a) Über altägyptisches Brot aus dem hiesigen K. Museum, vom Grabe des Mentuhotep, 12.—18. Dynastie, etwa 2501) Jahr vor dir., also gegen 4600 Jahre alt, berichtet Prof. Dr. Wittmack in der hiesigen Ges. naturforschender Freunde, dass die Brote tief-schvvarzbraun und sehr hart sind. Das sehr grobe Brot enthält häufig Bruchstücke von Getreidekörnern, ferner sogar Spelze und Grannenteile. Es ist Gerstenbrot. Die Stärkekörner der Krume erweisen sich, wie bei unserm heutigen Brot, fast alle als verkleistert durch die Hitze des Brots. Hefezellen lassen darauf schliessen, dass das Gerstenbrot mit Hefe oder Sauerteig behandelt ward. Die nebenher beobachteten Bakterien zeigen in ihrer Mehrzahl grosse Ähnlichkeit mit dem Buttersäurebazi 11 us.
b) In Calau, Nieder-Lausitz, wurde Herrn II. Maurer und mir am 6. Juni 1897 eine Mitteilung über die primitiven, bis in die Wendenzeit zurückreichenden, aber noch jetzt üblichen Eeinölkuchen, wendisch Bulnjumne, gemacht. Es wird ein dünn ausgewalzter Brot- tladen hergestellt und dieser mit frischgeschlagenem Leinöl begossen, welches mit Syrup durchrührt ist. Damit das Leinöl nicht abfliesst, wird es mit geriebener Semmel bestreut. Durch das Backen bekommt das Oel einen leichten Firnissgeschmack und dieser ist für den Liebhaber solchen primitiven Oeltladens gerade die schönste Würze. — Vgl. des weitern Nr. 7.
5. Herr E. Friedel giebt folgenden
Nachtrag zu den essbaren Weichtieren, welche von ihm in der Sitzung vom 5. Januar 1898 besprochen wurden.
a) In den russischen Ostsee pro vinzen, wo wegen Aussiissung des Meereswassers die Muscheln (Unio und Anodonta) der Bäche und Flüsse bis in die See hineingehen*), scheint man in der Urzeit, bereits in dem jungsteinzeitlichen Abschnitt derselben, die Süsswassermuscheln verzehrt zu haben. Graf Georg Sievers hat bei seiner Beschreibung des Kinnehügels (Kinue-kaln) am Burtneck-See in
*) Johnston-Bronn, Einl. in die Konchyliologie, 1859, 8. ,‘103: „Im Liev- ländischen Busen gesellen sich noch Freininville (Bullet, pliilomat. 1819, 12), sogar Arten von Cyclas, Unio und Anodonta zu Cardiutn, Tellina und Venus“. (Eine eigentliche Venus kann dies nicht sein, vielleicht Verwechslung mit Tellina baltica, die essbar ist.)