17. (7. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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Livland, Verb. der Berl. Anthrop. Ges. Y1I, 1875, S. 214 flg. hierauf aufmerksam gemacht. Professor C. Grewingk, damals noch in Dorpat, stellte dies zwar anfänglich in Abrede, sagt aber 1877 im X. Bd. des Archivs für Anthropologie (Zur Archäologie des Balti- cum und Russlands), von dem ansehnlichen Muschelberge, der nach Rudolf Yirchow (Verli. der Berl. Anthrop. Ges. IX, 1877, S. 398) etwa 20 m Querdurchmesser längs des Flusses bei 2,35 m Höhe hat, eine etwa 3 Fass dicke Muschelschicht einschliessend, bezüglich der Ureinwohner S. 313: „Sie nährten sich, wie die Reste der auf dem Rinn- kaln abgehaltenen Totenmahlzeiten lehren, von Fleisch, Fischen und vielleicht auch von Süsswassermuscheln, insbesondere vonUniotumidusL.*), doch wird letzteres nur dann anzunehmen sein, wenn sich bei fortgesetzter Untersuchung des Rinnehügels ergeben sollte, dass in ihm, nicht wie bisher angegeben, gewisse Schichten mit Fischresten und andere mit Muschelresten enthalten sind, sondern dass diese Reste entweder gesondert und fleckweise, oder in ein und demselben Lager Vorkommen“.
Das hat nun li. Virchow durch Einnahme des Augenscheins an Ort und Stelle festgestellt, indem er den Rinnekain ganz zutreffend mit den dänischen Kjökkenmöddinger vergleicht. Persönlich dachte ich zunächst, dass diese Schaltiere als Schweinefutter gedient haben könnten; ich bescheide mich aber dieserhalb verneinend, weil die von Rütimeyer untersuchten Mengen von Knochen aus dem Rinnekain immer nur Wildschwein, niemals Torfschwein oder eine sonstige doinestizirte Schweine- Forin ergeben haben. An Haustieren sind überhaupt nur Hund, Rind, Schaf und Ziege ermittelt.
b) Eine geschichtliche Sclmecken-Anekdote finde ich im Jngnrtha des C. Crispus Sal 1 ustius, cap. 93. Marius belagerte vergeblich eine Bergveste nicht weit vom Flusse Mulucha, der des Jugurtha und Bocchus Reich in Mauretanien trennt, und dachte bereits, das schwierige Unternehmen fallen zu lassen. „Als er solches viele Tage und Nächte sorgenvoll erwog, bemerkte von ungefähr ein gewisser figurier, ein gemeiner Soldat von den Iliilfskohorten, der Wasser zu holen aus dem Lager gegangen, nicht weit von der Seite des Kastells, im Rücken der Kämpfenden, unter den Steinen kriechende Schnecken und stieg, indem er erst einzelne, dann wieder andere auflas, im Eiter des Sclmecken- sannnelus bis auf den Gipfel des Berges“. Während der biedere figurier nun seiner vaterländischen Neigung für das Verspeisen von f andsclniecken nachgeht, entdeckt er einen Schleichweg in die Bergveste, 4ie auf diesem Schneckenpfad erstiegen und überwältigt wird. Man daif
*) Sievers liebt dagegen besonders unsere Malermuschel, Unio pic- °rum L. hervor. Es kommt in dem Hügel auch die Miesmuschel (Mytilus e dulis L.) aber wie es scheint, nur wenig häufig vor.
