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17. (7. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjabres.
Butter au, daun war dies ein sehr gutes Zeichen, gab er sie aber zurück, so war die Sache aus, und das Mädel blieb für diesmal sitzen. Hieraus hat sich wohl im Laufe der Zeit vom Lande her der Aberglaube gebildet, dass ein Mädel sitzen bleibt, wenn sie die Butter anschneidet.
Die andere Erklärung schliesst sich an die eben mitgeteilte an. Danach wird die Angst junger Mädchen vor dem Butterauschneiden nicht auf den Grossen Kurfürsten, sondern auf Friedrich Wilhelm I. zurückgeführt, welcher gleich seinem Grossvater unter der Leitung von Holländerinnen Lehranstalten für die Kunst des Butterns errichtete. Dorthin mussten die Beamten der Kurmark Töchter. des Landes schicken welche am Schluss ihrer Lehrzeit eine Probe guter Butter zu bereiten hatten, die der König selbst zu prüfen nicht verschmähte. Fiel die Prüfung zu Gunsten des Mädchens aus, so verlieh ihr der König einen Brautschatz von 100 Thalern. Man bot damals einem Gaste als die höchste Gabe ein Stückchen selbstbereiteter frischer Butter, der man in sauberen Ilolzformen eine schöne Gestalt gab. Der höchste Gast für die junge Tochter des Hauses war der Brautwerber. Damit diesem die von ihm gewählte Braut züchtig und zurückhaltend, nicht zu fahrig und selbstsüchtig erscheine, schnitt die Braut die Butter nicht seihst an, sondern Iiess die älteren Personen, vor allen den Brautwerber, dann die Eltern damit den Aufang machen.
b) Die Baronin Tautphoeus, eine vorzügliche Kennerin Oberbayerns, erzählt über die Butterschmalz - Bereitung und dessen Verwendung im 2 . Bd. des Romans „Quitt“ folgendes: „Sie fand (auf der Alm in dem Ränzel eines Waldarbeiters) die Überbleibsel eines Laibes von braunem Brot, einen kleinen Beutel mit weissem Mehl und eine runde Büchse aus Ahornholz mit Schmalz, d. i. zu Öl geschmolzene Butter und dann abgekühlt, in welchem Zustande sie für Monate, ohne Gefahr ranzig zu werden, auf bewahrt werden kann. Dies ist ^tatsächlich ihr Ersatz für Fleisch; aber nur Leute, welche schwer und in freier Luft arbeiten, könnten es wagen, so ausschliesslich von fettiger Nahrung zu leben. Die Art, diese Waldmanns-Kost zu bereiten, ist äusserst einfach. Ein Teil Mehl wird mit frischem, kaltem Wasser und etwas Salz vermischt, die Pfanne dann auf das Feuer mit einem derben Stück Schmalz gestellt, welches fast allsogleich das Aussehen von Öl annimmt, worin der Teig oder die Paste solange umgedreht wird, bis alles mit Fett gesättigt ist und die Stücken leicht braun und krustig erscheinen“.
7. Als fernem Nachtrag zu der Mitteilung über die primitive Brotbereitung in der Sitzung vom 5. v. M. (vgl. auch No. 4) legt Herr Friedei Korn- und Mehlreste aus der Brandstätte der Borsig-Mühle am rechten Spree-Ufer in Moabit nahe der Hansa- Brücke vor. Am Freitag, den 7. Januar d. J., geriet, vielleicht durch