Heft 
(1897) 6
Seite
491
Einzelbild herunterladen

17. (7. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

491

Selbstentzündung von Mehlstaub die in grossartigen Verhältnissen ange­legte Mahlmühle in einen verheerenden Brand, der erst nach drei Wochen erloschen ist. Bei dieser Gelegenheit sind ungeheure Mengen von Korn, Weizen und Koggen sowie Meid verbrannt bezw. verkohlt oder einem eigentümlichen trocknen Destillationsprozess unter starkem Druck der darauf lagernden Vorräte und Schuttmassen unterworfen worden. Unser Mitglied, Herr Direktor Seide, hat die Güte gehabt, die Ihnen hiermit vorgelegten drei interessanten Präparate dein Märkischen Museum zu verehren. Zunächst eine Masse zusauimengebackener Weizenkörner, die eine kolilig schwarze Farbe angenommen haben (Kat. B. VIII, 1174); ferner zusammengeballter, fast möchte man sagen, zusammengesinterter Koggen, der graphitähnlich eine glänzend graue Farbe angenommen hat, endlich eine sandsteinartig aussehende feste Masse, aus Roggen­mehl, welches ebenfalls unter hohem Druck ein trocknes Destillations­verfahren ausgestanden hat und sich wie Holz schneiden lässt.

8. Ausstellung von Gegenständen des Volks- und Aber­glaubens, welche sich im Märkischen Museum befinden.

Herr E. Friedel bemerkt zu den ausgestellten Gegenständen folgendes:

Zur Ergänzung des Vortrags unsers Mitgliedes Dr. Kunze habe ich eine kleine Auswahl von Gegenständen des Volks- und Aberglaubens, meist unserer Heimat, aus den Beständen des Märkischen Museums heut zur Stelle gebracht.

Dergleichen Gegenstände sind zwar vielfach im Volk, auch in den sogen, höheren Ständen, vorhanden, aber schwer zu bekommen, weil sie verheimlicht und meist nur ungern abgetreten werden. Es hat jeder Mensch ohne Ausnahme, auch der gebildetste und eingebildetste seinen Aberglauben, gleichzeitig ist der Glaube an den Fetisch und an den Ta­lisman, sowie das Amulett, d. h. der Glaube an die Zauberkraft eines bestimmten Gegenstandes ebenfalls noch immer ganz ausserordentlich verbreitet. Starkgeistige Personen, die einen Fetisch besitzen, helfen sich über logische Bedenken fort mit der Formel: nützt es nichts, so schadt es nichts.*)

Nur auf den Fetischdienst und was von ihm ausströmt, beziehen sich, um nicht dem Hauptredner vorzugreifen, meine Vorlagen.

Absichtlich habe ich von der Ausstellung zwei interessante Suiten hie Bauopfer**) d. h. die Gegenstände, welche vor oder bei einem

*) Vgl. meine Mitteilung:Vom Böten, ein Beitrag zum Volksglauben in Berlin

»Brandenburg!a VI, 374.

**) Vgl. meine Mitteilung:Das Wunder beim Richtfest der Kaiser Friedrich bedäclitniskirche zu Berlin.Brandenburgs IV, 240.

35