Heft 
(1897) 6
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17. (7. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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Zustand völliger Willenlosigkeit versetzt wurden. Einige folgten dem berührenden Finger des Magnetiseurs wie ein Hündchen, andere thaten ohne direkte Berührung was er ihnen sagte, andere verfielen in Schlaf, andeie geiiethen in kataleptische Zustände, wobei der Körper in um glaubliche Verrenkungen und Stellungen gebracht, die im wachen Zustande unerträglich gewesen, gleichwohl in jenen künstlichen Posituren verharrte, bei anderen fand aut Einreden des Experimentierenden, also mittels Suggestion, eine vollständige Verrückung der Vernunft und ein blindes Gehorchen statt, so dass sie z. B. rohe Kartoffeln für Äpfel assen, sich in I* rauenzimmer verwandelt glaubten u. dgl. m., alles dies, ich wieder­hole, durch blosses unausgesetztes Anstarren eines knopfförmigen Ring­steins. Diese Beispiele zeigen deutlich, wie bei den so vielfach über­lieferten Bezauberungsgeschichten, die durch Talismane u. dgl. bewirkt sein sollen, hie und da ein Körnchen Wirklichkeit obgewaltet haben mag. \\ ie lange hat es nicht gedauert, bis man namentlich in den massgebenden ärztlichen Kreisen Deutschlands an die Suggestion glaubte, während doch die letztere jetzt als Heilmittel nervenärztlicherseits in allen Kulturländern der Erde und nicht selten mit Erfolg angewendet wird.

Vor einiger Zeit wurde mir der Ausschnitt einer englischen Zeitung, worin von einem Talismanringe im Besitz unsers Herrscher­hauses gesprochen wurde, mit der Bitte um Auskunft über die allerdings die wissenschaftlichen Kreise recht sehr interessierende Angelegenheit zugestellt.

Auch hier stellt sich ein Kern von Wahrheit heraus.

Es giebt mehrt; Überlieferungen von Sagen oder Berichten, welche sich auf llohenzollersche Zauberringe beziehen. Die eine Tradition erstreckt sich, wie gleich ersichtlich sein wird, auf die fränkische Einie des Ilohenzollern-Hauses. Oskar Schwebel, Die Sägen der 11 ohenzollern, 2. Anti. Berlin 1886, behandelt die Angelegenheit 8. 4:50441) in dem Kapitel 29:Der Ring der Markgrafen von A n s b a c h - B a i re uth.

Einem menschenscheuen altpreussischen Kammerherrn von B., dei ein altertümliches Turmgemach des Bayreuther Schlosses bewohnte, soll ein Mann im Pilgergewande nachts erschienen sein und ihm gesagt haben, von B. solle im Kloster Himmelskron, der Begräbniskirche der alten Markgrafen, einen bestimmten Sarg öffnen. In diesem ruht, sagte die Erscheinung, ein Alm deines Herrn. Noch ist dessen Leiche wohl er­halten. An dem Goldfinger der linken Hand trägt der alte Markgraf einen Goldring, welcher mit Edelsteinen geschmückt ist; den musst du der Leiche von der Hand abziehen. Merke aber wohl, was ich dir sage. Du bist der Auserwählte; nur du vermagst das Werk zu voll­bringen. Solltest du dasselbe aber aus thörichter Furcht unterlassen, so wird das Haus der Ilohenzollern aussterben.