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17. ( 7 , ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Der Zufall wollte, dass ich einige Tage später, zum Behufe einer historischen Arbeit, in der Manuskriptensammlung der Königlichen Bibliothek zu Berlin einen Folioband (Nr. 367 der Ms. boruss) mit dem Titel:
„Goldmacherei der alten Churfiirsten und andere Superstitiosa.“ in die Hände bekam und darin folgende Notiz fand:
„Von den Geheimen Kriegsrath Krüger hörte ich (nemlich der Ordensrath König) die Nachricht, welche er aus den Papieren des Kriegszahlmeisters, Geheimen Käthes Köppen gezogen, dass König Friedrich II. beim Antritte seiner Regierung, ausser vielen alten Münzen, die er verkaufen lassen, auch ein Schächtelchen mit einem Ringe, der einen schwarzen Stein eingefasst, gefunden, wobei ein Zettel gelegen, den König Friedrich I. eigenhändig geschrieben habe, und der ungefähr folgendennassen gelautet: Diesen Ring hat mir mein seliger Herr Vater auf dero Sterbebette eingehändigt mit der Erinnerung, dass, so lange dieser Ring bei dem Hause Brandenburg erhalten werde, solches nicht allein Wohlergehen haben, sondern auch wachsen und zunehmen würde. Der König hat diesen Ring dem Köppen aufzuheben befohlen, hernachmals aber solchen abgefordert, und habe der Letztere nach diesem nichts weiter davon erfahren.“
Einige Seiten weiter befand sich in demselben Manuskripte, mit dem nebenstehenden Zeichen versehen, noch die folgende Notiz:
„Einer fürstlichen Person, Sagt man, soll eine grosse Kröte, eynen güldenen ring mitt eynem Demantt und 2 Rubinen versetzt, auffs Bett gebracht haben undt auss ihrem mundt vor Sie fallen lassen, in dem gedachte Fürstin, eben zu dem mahl in der Geburth gearbeitet. Dieser ring soll noch heuttiges Tages dem in des Stammes erstgeborenen immer fort, zum gedächtniss und vermeintem, hierunter verborgenem Glück und Wohlergehen gegeben und zugeeignet werden.“
Dahinter verweist eine Bemerkung mit Bleistift auf die erste Seite des Bandes, also auf die Notiz des Ordenraths König.
M)
Nun wurde mir die Sache interessant. Sofort angestellte Erkundigungen ergaben nun zwar, dass unbestimmte Gerüchte über die Existenz und sorgfältige Aufbewahrung eines solchen Ringes vorhanden, eine nähere Kenntniss der Umstände oder eine historische Begründung des Besitzes nicht zu erlangen war. Vielfach wurde dieser Ring mit denjenigen in Verbindung gebracht, welchen angeblich die Gräfin Lichtenau dem sterbenden Könige Friedrich Wilhelm II. vom Finger gezogen haben soll, und als dieser mit schwacher Stimme rief: „Her den Ring!“ den Umstehenden ihren Raub durch den Befehl zu verdecken suchte: „Hering ruft der König. Er will einen Hering haben!“ Der Hof-Staatssecretair, Hofrath Dohme, gab mir folgende präcisere Auskunft:
Er habe den Auftrag erhalten, die in den Kommoden des Marmopalais bei Potsdam aufbewahrten Papiere zu inventarisiren, und unter denselben