Heft 
(1897) 6
Seite
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17. (7. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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mehrere mit Bleistift geschriebene Zettel des Königs gefunden, welche sich auf einen Ring beziehen, der sich in den Händen des Oberkastellans Lehmann zur Aufbewahrung befunden. In einer dieser Bleistift-Ordres war gesagt: Lehmann solle dem Könige den Ring bringen, aber bei seinem Kopfe vor­sichtig damit umgehen. Ein anderer Zettel habe, ohne erkennbare Veran­lassung, dem Lehman besondere Sorgfalt bei Aufbewahrung dieses Ringes eingeschärft. Auch habe sich eine, wohl 3 Seite lange, Geschichtserzählung dabei befunden, welche so viel er, Dohme, sich erinnere mit dem übereinstimme, was ich ihm als eine Aeusserung Friedrichs des Grossen initgetheilt. Nur wäre hinzugefiigt gewesen, dass König Friedrich II. gesagt: Ich glaube gar nicht an solche Dinge, der Ring soll aber doch aufbewahrt werden. Diese sämtlichen Papiere wären damals dem Fürsten Wittgen­stein übergeben worden und befänden sich die speziell auf den Ring be­züglichen wahrscheinlich in dem Packete, welches König Wilhelm sich von Tresorier Geiling habe vorlegen lassen. Auch sei in jenen Papieren noch erwähnt gewesen, dass der Ring ursprünglich von dem Kurfürsten Johann Cicero herstamme.

Mit dieser letzteren Angabe stimmt anscheinend auch ein Befehl König Friedrich Wilhelm IV. überein, nach welchem die Beamten des Hofmarschall­amts ein Portrait Johann Ciceros oder einiger anderer Kurfürsten aufsuchen sollten, und zwar alle, die einen Ring am Finger zeigten, weil der König sich selbst überzeugen wolle, welche Art von Ringen seine Kurfürstlichen Vorfahren getragen. Die Bilder wurden aufgestellt. Ueber das Resultat wussten die dabei Betheiligten aber nichts, und die ganze Sache kam ihnen überhaupt erst durch meine Erkundigung in das Gedächtnis zurück, weil jener Befehl durch die Ringfrage erst eine Erklärung fand.

Die Version, dass die Gräfin Lichtenau sich in den Besitz des Ringes gesetzt wie sie in mehreren Werken über die Regierungsperiode König Friedrich Wilhelm II. erzählt wird hat auch zu dem Glauben veranlasst, das Unglück des Ireussischen Staates im Jahre 1806 sei daher entstanden, dass jener Ring sich nicht mehr im Besitze des Königl. Hauses befunden und die Gräfin Lichtenau von König Friedrich Wilhelm III. sehr hart behandelt worden wäre. Erst 1813 habe sie gegen eine Pension den Ring wieder aus­geliefert und von nun an sei alles gut gegangen.

Mehr war nicht zu erfahren. Je unklarer und verschwommener aber das alles war, je mehr steigerte sich mein Interesse an einer Sache, von welcher ich so zufällig Kenntnis erhalten und die ich doch nach dem selbst Gesehenen von Wuchtigkeit für die Königliche Familie halten musste. Ich unterstand mich daher, Sonntag den 12. November 1865, auf Schloss Babels­berg den König selbst zu fragen, welche Bewandtnis es mit jenem Packete gehabt habe. Um diese Frage zu entschuldigen, las ich vor, was ich darüber zusammengetragen und erhielt folgende Antwort, die ich gleich beim Nach­hausekommen niederschrieb:

Alles, was Sie da von Eröff'nitng des versiegelten Packets durch mich gesagt, hat seine vollkommene Richtigkeit. Es ist im König­lichen Hause üblich, dass der Ring und die Papiere jedem neuen Könige vorgelegt werden. Auch mit der von Ihnen angeführten