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17. (7. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
fällig erfuhren die beiden Generale [von Rauch und von Gerlach] schon am Vormittage davon, und verlangten sehr bestimmt, dass ich diesen Aufsatz vom Programme streichen und dem Könige weder jetzt, noch später vorlesen solle, weil solche Dinge die schon gefassten Entschlüsse nur wankend machen könnten.“ (Der deutsch-französische Krieg warf seine Schatten vorauf.)
Unter der Bezeichnung „ein versteckter Talisman“ erzählt derselbe Louis Schneider ferner a. a. 0., dass dem Kaiser am ;?ü. Juni lt#6 auf der Durchfahrt durch Sorau ein anscheinend von einem evangelischen Geistlichen verfasstes Gedicht überreicht wurde, unterzeichnet „ein Diener Christi, der heute zum ersten Male seinen geliebten irdischen König sah“, das sich in 5 Strophen auf den Aufruf „An mein Volk“ vom 18. Juni 1866 bezog. König Wilhelm steckte das Papier in den Ärmel-Aufschlag des Überrocks, den er bei Sadowa ^ind sonst im Feldzug»* trug. „Es ist“, schliesst Schneider, „jedenfalls ein merkwürdiges Zusammentreffen, dass der König es unbewusst, wie einen schützenden Talisman, während der ganzen Campagne bei sich getragen hat“.
Der zweite und dritte ebenerwähnte Fall lassen allerdings auch eine andere Deutung zu, der erste Fall passt dagegen genau in den Vorstellungskreis, welchen L. Schneider bei den Mächtigsten dieser Erde beobachtet haben will.
Schutzbriefe. Der Umstand, dass wir soeben unter dem „versteckten Talisman“ einen Schutzbrief für Kriegsnöte erwähnen mussten, möge es rechtfertigen, wenn wir hier anhangsweise noch zwei „Schutz- lind Trutz-Zettel zum Festmachen“ abdrucken, die unser eifriges Mitglied Herr O. Monke mir, wie folgt, mitgeteilt hat.
a) Soll Einem nichts Unangenehmes widerfahren, so muss man einen Zettel mit folgenden Zeichen beschrieben, stets bei sich tragen:
C. 3. f. 14. V. O. U. 33 ff.
b) „Dass Du nicht geschossen oder von einem Geschütz getroffen werdest, schreibe diese Worte und trage sie bey Dir, als:
f V. hate f pena munt = + onelli willst Du es nicht gebrauchen, probiere es an einem Hund“.
Diese zwei Zauberformeln hat ein preussischer Ilauptmann v. S. Herrn Monke mitgeteilt und die letztere derselben während des Feldzuges i. J. 1866 „mit Erfolg“ bei sich getragen.
c) erinnerlich ist mir, dass ich als Kreisrichter zu Coepenick bei Berlin um 1872 die Leiche eines in der Spree durch Zufall ertrunkenen jungen Schiffers zu untersuchen hatte; in seiner Brieftasche auf der Brust fand ich einen geschriebenen Zettel mit einem Zauberspruch, der vor dem Ertrinken schützen sollte. Der Zettel war von dem tückischen Element durchweicht und hatte dem Ärmsten nichts geholfen. —