Heft 
(1897) 6
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Wann die Perlhühner in der Mark importiert worden sind, erscheint nicht gewiss; jedenfalls kommen sie zur Zeit des Grossen Kurfürsten vor. Auffallend ist es, dass der sonst so ausführliche Bekinann weder das Perl­huhn noch das Truthuhn erwühnt. In der Mark sind die Perlhühner zur Zeit ziemlich verbreitet und habe ich sie in Berlin tot und lebendig nicht selten auf den Mürkten und in den Geflügelhandlungen gesehen.

Einheimisch ist das Perlhuhn an der Westküste von Afrika, namentlich, wie Dr. Carl Bolle nachgewiesen hat, in Menge auf den Inseln des Grünen Vorgebirges; es ist wahrscheinlich, dass von dort, wie schon angedeutet, die zunehmende Schifffahrt bereits in vorkolumbischer Zeit das Perlhuhn wiederum nach Europa brachte, und sicher, dass es von dort sehr frühzeitig nach Amerika gebracht wurde, also eine Geflügeleingewöhnung von der Alten nach der Neuen Welt. In der Folge verwilderte daselbst sogar das Perlhuhn auf den westindischen Inseln, das der berühmte Conrad Gesner (Ilistoriae Animalium Liber III. qui est de Avium natura) Frankf. 1585, S. 480 Meleagris vel Gallus numidicus aut mauritanus nennt. Leider geht hier schon die Verwirrung los, indem Jo. Fauconerus in einem Briefe an Gesner schreibt:Zu Ferrara im Garten des Herzogs, Montagna gewöhnlich genannt, sah ich zwei Vögel, etwas grösser als Hennen, ganz aschfarben, weisslich mit runden schwarzen Flecken besllet, der Kopf den Pfauen sehr ähnlich, mit Schopffedern ühnlich den Pfauen. Diese nannten die Leute Indische Hühner.

Von dem asiatischen Indien wissen wir aber nur, dass Perlhühner, nach Hartlaub, auf den Sunda-Inseln, wenn man diese in weiterem Sinne noch zu Hinterindien rechnen will, verwildert sein sollen. Einheimisch sind sie in Vorder- oder Hinter-Indien keineswegs.*)

Zu derselben Zeit nun, als die Spanier, vielleicht auch andere See­fahrer, die Perlhühner nach Westindien brachten, wurde als Gegengabe aus Amerika das Truthuhn eingeführt. Nach Alfred Brehm (Tierlebcn) wurde es sehr bald nach der Entdeckung Amerikas zu uns herübergebracht. Oviedo ist der erste Schriftsteller, welcher das Truthuhn erwähnt.In Neuspanien, sagt er,giebt es grosse und sehr schmackhafte Pfauen, von

*) W. A. Becker: Gallus oder Römische Scenen aus der Zeit des Augnstus, III. Auf!., 1863, schreibt I, 101:Was unter den Nuinidisclien Hühnern zu verstehen sei, ist zweifelhaft. Columella sagt von ihnen VIII, 2,2: Africana est, quam plerique Numidicam dicunt, Meleagridi similis, nisi quod rutilam galeam et cristain capite gerit, quae utraque sunt in Meleagride caerulea. Von Varro III, 9 und Plin. X, 26, 38 werden die meleagrides aber gibberae [bucklig] genannt und bei Mart. III, 68 heissen die Numidicae guttatae. Daraus schliesst man wohl mit Recht, dass unter diesem Namen unsere Perlhühner Nuinida meleagris Linn. gemeint sind. Der Herausg. Prof. Dr. Willi. Rein sagt: [Die Beschreibung der Meleagrides bei Athen. XIV, p. 655 passt ganz auf unsere Perlhühner.] Nur ist deren galea nicht rot, sondern, wie es Columella von den meleagrides sagt, blau, der Kamm aber wiederum rot. Vielleicht sind die Perlhühner eine Spielart beider. Vgl. Beckmann, Beitr. z. Gesch. d. Erfind. III. 8. 239 ff. [Lenz, Zoologie der alten Griechen und Römer. Gotha 1856. 8. 324 f.] u Ich bemerke dazu, dass es in Afrika mehrere Spezies Perlhühner giebt und den Alten auch mehrere be­kannt geworden zu sein scheinen. E. Fr.