Heft 
(1897) 6
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Kleine Mitteilungen.

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denen viele nach den Inseln und in die Provinz Castilia del Oro geschafft woi den sind und daselbst in den Häusern der Christen ernährt werden. Die Hennen sehen schlicht aus; die Hähne aber sind schön, schlagen auch oft ein liad, obgleich sie keinen so grossen Schweif haben, wie die Pfauen in Spanien. Es folgt nun eine getreue Beschreibung des Truthahns und schliesslich die Bemerkung, dass das Eleisch dieserPfauen sehr gut und entschieden besser und zarter sei als das der spanischen. Gyllius gedenkt des Truthahns als Ilausvogel der Europäer; im Jahre 1557 war es aber noch so selten und kostbar, dass der llat von Venedig bestimmte, auf welche Tafelindische Hühner hier also wieder eine Verwechslung mit den Perlhühnern von Ferrara kommen dürften. In England soll es im 15. Jahre der Regierung Heinrichs VIII oder 1524, in Deutschland ungefähr um das Jahr 1531, in Frankreich noch etwas später eingeführt worden sein.

Gcsner a. a. Ü. S. 481 schreibt sehr vernünftig:de Gallopavo. Hane avem cum aliqui gallinam Indicam, alii pavonem Indicum vocitent, nobis composito ex utrisque nomine gallopavum appellare libuit, ut et eruditos quosdam ante nos appellasse audio. Etsi non gallinacei generis eam potius esse quam pavonini constct, habet tarnen cum pavonibus communem caudae explicationem; hoc ut in uno nomine appareret, et simul Indici differentiam adjicere non esset necesse, gallopavum diximus. Itali appellant gallina dIndia, Ilispaui pavön <le las Indias, Galli poulle dInde, Ger- maniein Indianisch oder Kalekuttisch oder Welschhuhn*), Angli a kok of In de.

Wenn man fragt, warum, da der Truthahn ein amerikanisches Tier ist, er aus Indien bezogen wurde, so ist das leicht erklärlich. Colutnbus glaubte in der That, Indien erreicht zu haben und der Name Westindien für die Antillcngruppe ctc. verewigt den Irrtum. Die Bezeichnungen Amerika, amerikanisch wurden erst etwa hundert Jahr später in der Wissenschaft und im Handel üblich. Anderen Tieren ist es ebenso ergangen, das Meer­schweinchen (Cavia cobaya), das aus Südamerika stammt, wird noch heute von den Engländern Guinea - Forkelchen, von den Franzosen Berber-Schweinchcn genannt; die türkische Ente stammt in Wirklich­keit aus Brasilien u. s. w. Der Ausdruck wälsches Huhn bedeutet nur, dass die Wälschen, Völker romanischer Herkunft (Spanier, Portugiesen), den Vogel eingeführt haben. Dergleichen Verschleierungen der wahren Herkunft scheinen wie von den Seefahrern so von den Händlern oftmals aus Geschäfts- riicksichtcn absichtlich gemacht worden zu sein. Noch jetzt kommen dergl. Triks vor, wie jeder weiss, der sich mit seltenen Vivarien-Tieren beschäftigt.

Wenn noch ein Zweifel bei jemand über die amerikanische Herkunft unsers Truthahns existieren sollte, so möchte ich doch an die Thatsache ei-

*) Leunis, Zoologie und Brehm, Thierleben schreiben irrig Kalkuttischer Hahn. Der Name hat aber nichls mit Kalkutta, der Hauptstadt von Bengalen und Residenzstadt Ostindiens, zu thun, sondern ist von Oalicut an der malabarisehen Küste, Präsidentschaft Madras, abzuleiten. Calicut war die erste Stadt, die Vasco da Gama (18. Mai 1498) bei seiner Fahrt um das Kap erreichte, damals die reiche und blühende Stadt eines mächtigen Fürsten, die lange Zeit im ostindischen Handel die erste Rolle spielte. ^ r '