Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres.
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Bevölkerung geschwankt. In den 50 er Jahren war dieser Satz auf 34 bis 37 und in den 60er Jahren war er auf 37 bis 42 gestiegen. Ihren tiefsten Stand nahm die Geburtsziffer im Jahre 1814 (der durch die damaligen Kriege verursachte grosse Verlust an blühenden Menschenleben erklärt diese Erscheinung ohne weiteres) ein, wo sie nur 29,8 ausmachte. Seit dem Jahre 1895 aber bleibt diese Ziffer noch hinter dem Satze von 1814 zurück. Von 47,17 im Jahre 1876 ist sie bis auf etwa 29 gesunken.
Einigermassen ausgeglichen wird dieser Rückgang, der wiederholt schon zu düsteren Betrachtungen Anlass gegeben hat, dadurch, dass auch die Sterblichkeitsziffer in Berlin im Rückgänge begriffen ist. Von 21,18 im Jahr 1889 hat sich diese Zahl allmählich auf 17,20 ermässigt. Trotzdem steht Berlin, was die natürliche Vermehrung seiner Einwohnerschaft betrifft, erheblich unter dem Durchschnitt der grösseren deutschen Orte. In Dortmund war dieser Zuwachs fast dreimal so gross wie in Berlin, und nur in Breslau, Danzig und Königsberg war er noch geringer als in Berlin. Immerhin aber beträgt die natürliche Vermehrung der Bevölkerung der Hauptstadt seit geraumer Zeit jährlich 15 000 bis 17 000 Köpfe. In dem Jahrfünft von 1885 bis 1890 belief sie sich auf mehr als 15 000, von 1890 bis 1895 auf mehr als 16 000 und von 1895 bis 1900 auf rund 17 000 jährlich. Im vorigen Jahre aber hat die gesamte Vermehrung kaum 13 000 betragen! Es müssen danach mindestens 2000 Personen mehr weg- als zugezogen sein. Spiegeln sich in dem steten Rückgang der Geburtenziffer Leben und Sitten der Millionenstadt und die Zusammensetzung ihrer Bevölkerung, so legen die Wanderungsergebnisse Zeugnis ab von der Gestaltung der Wohnungsverhältnisse in Berlin nnd von der Ungunst der Zeiten.
In dem Jahrfünft von 1890 bis 1895 betrug der Geburtenüberschuss 82 193 und der Wanderungsüberschuss nur 16 317 Köpfe. Dagegen betrug in den beiden Jahrfünften von 1885 bis 1890 und von 1895 bis 1900 der Wanderungsüberschuss das Acht- bis Elffache dieser Ziffer, während sich der Geburtenüberschuss auf ungefähr derselben Höhe bewegte. Das jetzige Jahrfünft dürfte sich, nach den Ergebnissen von 1901 zu urteilen, in beiden Punkten von der Zeit von 1890 und 1895 nicht erheblich unterscheiden. Der Geburtenüberschuss wird sich noch etwas niedriger stellen, und der Wanderungsüberschuss wird sehr gering sein. Berlin giebt jahraus jahrein eine Menge Bewohner an seine Vororte ab. Trotzdem weist es in Zeiten wirtschaftlichen Gedeihens, weil alsdann der Zuzug ungewöhnlich stark ist, einen beträchtlichen Wanderungsüberschuss auf. Im vergangenen Jahre aber hat der Zuzug, während die Vororte ihre Anziehungskraft weiter ausgeübt haben, nachgelassen.
b) Die weibliche Bevölkerung von Berlin belief sich bei der Volkszählung von 1900, nach der endgiltigen Feststellung des Ergebnisses, auf 985 807 Personen, und betrug 82 766 mehr, als die männliche. Je 100 männlichen Personen standen somit 109 weibliche gegenüber. In den einzelnen Stadtteilen und Stadtbezirken war aber das Verhältnis oft erheblich anders. Dass in Bezirken mit Kasernen die weibliche Bevölkerung in der Minderheit ist, versteht sich von selbst. Am stärksten tritt das hervor in
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