Heft 
(1902) 11
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8 Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres.

und Kunstfreunden bestehenden Ausschuss ins Leben zu rufen be­schlossen. Die Münchener Künstler haben nun, in Anerkennung der hohen Bedeutung dieser Massregel für das Interesse der Heimats- und Volkskunst in einer Adresse gedankt, die in feierlicher Huldigung von Professor Hans Petersen (für die Künstlex-genossenschaft), Professor Karl Marx (Luitpoldgruppe), Professor Friedrich v. Thiersch (Kunst­gewerbeverein), Oberbaurat Stempel (Architekten- und Ingenieurvereiu), Dr. Franz v. Lenbacli (Künstlerhausverein) und Professor Franz Stuck überreicht wurde. Der Vertreter der Sezession, ihr Präsident Professor v. Uhde hatte sich wegen Unwohlseins entschuldigen lassen.

Die Adresse' lautet:Eurer königlichen Hoheit erhabene Worte von der volkserziehlichen Bedeutung und Notwendigkeit monumentaler Bauwerke in unseren Städten und ihren unerlässlichen Bedingungen haben Künstler der ganzen Welt dem edlen Fürsten Bayerns ver­pflichtet.

Für uns, die Künstler Münchens, ist es freudige Genugtuung, dieser Dankbarkeit Ausdruck zu geben. Eurer königlichen Hoheit Botschaft war aber nicht nur ein gross empfundenes Wort, sondern eine künstlerische That. Indem der frohen Botschaft sofort die Er­füllung folgte und von Eurer königlichen Hoheit selbst in den ent­scheidenden Rat Männer aus unserer Mitte in stattlicher Zahl berufen wurden, sehen wir in unserer lieben Stadt München neuen Ruhm und grosszügige Schöpfungen verbürgt, sehen wir das Vermächtnis Ludwigs I., der nach des Dichters Wortsein Siegel in Stein geprägt, die Werke und Tage Ihres hochseligen Vaters glorreich fortgesetzt.

Was jeder wahre Künstler von jeher gedacht, gefühlt und ersehnt hat, wurde durch Eure königliche Hoheit zum Gesetz.

Indem Eure königliche Hoheit auch für diejenigen Bauwerke, welche den Tagesbedürfnissen, staatlichen Einrichtungen und gemein­nützigen Arbeiten gewidmet sind, Schönheit verlangten, gaben Eure königliche Hoheit dem herrlichen und doch so seltenen Bünduis der Kunst mit dem Leben der Nation die königliche Weihe.

Nimm, edler Fürst und Herr, von Deinen Künstlern innigen wie ehrfurchtsvollen Dank entgegen und das Gelübde, dass wir, stolz und froh ob Deiner Huld, unsere ganze Kraft dafür einsetzen wollen, dass Dein grosser Gedanke vielfältige köstliche Frucht trage!

Ich wiederhole, es wäre sehr zu wünschen, dass etwas ähnliches mindestens für Berlin und die grossen Städte unserer Provinz ins Leben gerufen würde. Die sogen. Akademie für das Bauwesen, die seit ca. 20 Jahren existiert, ist nicht das was wir meinen. Dies ist eine wie der Name schon besagtakademische Behörde, die in ein­zelnen Fällen, wie z. B. die Vorgänge bei Bemängelung der Architektur der hiesigen Lutherbrücke seiner Zeit gelehrt, sogar zur Betonung von