Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres.
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jetzt aber erst ausstellen konnten, weil das ursprünglich kaum erkennbare Stück zuvor in Mainz vom Römisch-Germanischen Museum restauriert werden musste.
Die Schale ist auf dem Wallberge, der in unmittelbarer Nähe der Gross-Fredenwalder Kirche liegt, "beim Bau der Mühle gefunden und zum Glück vom Vater des Stifters, so wie sie ausgegraben, mit allen anhaftenden Erden, aufbewahrt worden. Als Berichterstatter dieses sich im vorigen Jahre die Altertümer aus Gross Fredenwalde holte, wurde ihm zuguterletzt auch ein bräunlich aussehendes, stellenweise stark patiniertes, zusammengedrücktes und vielfach noch mit Erdstücken behaftetes, metallenes Stück gezeigt, das als wohl nicht des Mitnehmens wert bezeichnet wurde — es war dies die gravierte Bronzeschale, das wertvollste Stück der ganzen Fredenwalder Sammlung, die einzig gravierte Schale aus mittelalterlicher Zeit, die wir besitzen und aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie auch die einzige bleiben, denn diese Art Schalen sind selbst in grossen Museen nur vereinzelt zu finden. Aus diesem unscheinbaren Stück ist durch sorgfältige Reinigung und Anfügung der zerbrochenen Teile die beistehend in Va natürlicher Grösse abgebildete Schale geworden, ein Schmuckstück unseres Museums. Die Leser dieses Berichtes mögen aus dieser Mitteilung ersehen, wie gut sie daran tliun, gemachte Funde, auch wenn sie ihnen noch so winzig und noch so unbedeutend erscheinen, nicht zu verwerfen, sondern dem Kustos des Museums einzusenden, der sich die Mühe nicht verdriessen lässt, jedes Stück sorgfältig zu prüfen und der grosse Genugthuung empfindet, wenn unter 100 solchen, vom Finder als wertlos betrachteten Gegenständen ein einziger sich findet, der doch der Aufbewahrung in unserm Museum wert ist.
Die Schale ist nur auf der Innenseite graviert. In der Mitte derselben sieht man eine geflügelte Figur in faltigem Gewände, das Gesicht im Profil, mit einer Art Schiffermütze auf dem Kopf und herabhängenden Haaren, umgeben von drei gleichen Figuren, deren Zwischenräume durch büschelartige Liniengebilde ausgefüllt sind. Das Ganze ist mit ebenso charakteristischen, schnurenartigen Wellenlinien umrahmt, drei an der Zahl. Dort, wo diese unterbrochen sind, befinden sich die Buchstaben
0 D D D
dreimal wiederkehrend. Der Rand ist glatt. Auf der in Lund im Universitets llistorika Museum vorhandenen Schale befinden sich am Rande umwechselnd die Buchstaben 0 D — DO, aber in lateinischen Lettern; ebenso ist dies auf der im Welfen-Museum zu Herrenhausen befindlichen Schale der Fall. Was die Inschrift auf unserer Schale zu bedeuten hat, ist nicht klar. Vielleicht ist sie zurückzuführen auf die unverstandenen Worte Odium, Dolus pp., die sich auf besser gearbeiteten, zum Vorbilde gedient habenden Schalen befinden. Geheimrat Grempler schreibt hierzu zum Schluss seiner Abliand- lnng über mittelalterliche Bronzeschalen: „Unbeantwortet bleibt vorläufig die Frage nach dem Fabrikationsort. Die Rohheit der Ausführung bei den meisten, vor allem die unverstanden wiedergegebenen Inschriften gestatten