Heft 
(1902) 11
Seite
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12 Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres.

den Schluss auf eine Massenfabrikation von Seiten ungebildeter Metall­arbeiter.

Unsere Schale zeigt eine frappante Ähnlichkeit mit den 1891 auf dem Zobtenberge in Schlesien gefundenen beiden Schalen.

Was nun das Alter derselben anbetrifft, so setzenGrempler und Jentsch die Zeit der Anfertigung in das 11. bis 12. Jahrhundert. Grempler sagt:Für die Zeit spricht auch der Charakter der Buchstaben. Am ein­gehendsten hatProu seine Untersuchung geführt und die Entstehung aufs genaueste in die Zeit von 1050 1140 festgesetzt. Professor Beltz in Schwerin ist derselben Ansicht.

Die Bestimmung der Gefässe anlangend, so sind die ebengenannten Forscher der Ansicht, dass dieselben liturgischen Zwecken nicht gedient haben, sondern für den Hausgebrauch gefertigt sind.Wären sie zu liturgischen Zwecken bestimmt gewesen, so ist es doch befremdlich, so schreibt Grempler,dass bei der sonst so pietätvollen Sorge für derartige Gegenstände kein Exemplar in einer Kirche oder in einem Kloster gefunden worden ist. Die meisten Schalen stammen aus Gräberfeldern oder aus Burg­wällen. Für diese Ansicht ist ein weiterer Belag unsere Schale, denn sie ist auf dem Fredenwalder Burgwall gefunden werden.

Ich habe diesen sacbgemässeu Äusserungen heut nur weniges hiu- zuzufügen.

Charakteristisch für dies Gross-Fredenwalder wie überhaupt für die gleichsinnige ganze Gefässreihe ist, die ziemlich rohe Stilisierung, die unsichere und doch charakteristische Linienführung. Die geschlecht­losen Figuren der uckennärkischen Schale mit weiten senkrecht gestreiften Gewändern und flügelartigen Ansätzen, ebenso den nach hinten sich erweiternden flachen Schlapphut und das Profil der bart­losen Köpfe, die heraldisch gesprochen nach links schauen, kommt öfters auf diesen Schalen vör. In meiner Schrift:Die Hack- silberfunde. (Hervorragende Kunst- und Altertums-Gegen­stände des Märkischen Provinzial-Museums in Berlin. Berlin 1896) ist auf Tafel III, No. 1 eine Silberplatte mit der rohen Gravierung eines segnenden Mönchs dargestellt, die in der Stilisierung an die Technik der Gravierung auf den Bronzeschalen erinnert. Das Stück gehört zu dem berühmten Hacksilberschatz von der Leissower Mühle nahe Frankfurt a. 0., den Emil Bahrfeldt und Rudolf Buchholz mit mir übereinstimmend als um 1015 n. Ohr. vergraben schätzen.

Ähnliche Buchstaben-Zusammenstellungen wie die am Rande der Gross-Fredenwalder Schale (dreimal O D D D) kommen auf den die Hacksilberfunde begleitenden Münzen, namentlich den fälschlich so­genannten Wendenpfenuigen (sächsischer Herkunft) vielfach vor. In dem Leistower Fund sind Otto-Adelheid-Pfennige (Otto I. und Adelheid) z. B. mit folgenden Lesarten O D D O oder O D O D oder O IIIIO oder die Buchstaben D verkehrt (Spiegelschrift), ähnlich noch unter Otto HI.