Heft 
(1902) 11
Seite
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26 Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres

Besonders interessant ist es nun sicherlich, dass der Hamster auch, wie Ihnen das vorgelegte Exemplar aus dem Humboldthain zeigt, angefangen hat, der Reichshauptstadt einen Besuch abzustatten.

Der Städtische Garteninspektor Herr Axel Fintelmann, nicht blos ein vortrefflicher Pflanzenkenner und Gartenkünstler, sondern auch ein glücklicher und verständnisvoller Kenner unserer Tierwelt hat das Märkische Museum mit seltenen Tieren schon öfters, und so auch dies­mal wieder, beschenkt. (Eingetr. Kat. A III. No. 2047.)

Allerdings gebietet der Umstand, dass in Berlin viele Tiere, auch gelegentlich wohl einmal Hamster von Liebhabern gehalten werden, Vorsicht, d. h. man muss hinsichtlich des Vorkommens im Humboldt­hain mit der Möglichkeit einer Einschleppung rechnen. Allein andrer­seits steht gerade der Humboldthain durch mehre tief und geschützt gelegene Bahngleise mit dem Lande in unmittelbarster und bequemer Verbindung; es können sich leicht dadurch namentlich nachts Tiere einschleichen. Auch sind sonst dort schon für eine Grossstadt selten wilde Tiere beobachtet und zum Teil an das Märkische Museum ab­geliefert worden, als das wilde Kaninchen, der Fuchs, der Iltis, das Hermelin und der Stein- oder Hausmarder.

Unterm 7. d. M. hat mir, auf Bitte, Herr Axel Fintelmann folgenden Bericht eingesendet.

Der dem Märkischen Museum zur Verfügung gestellte Hamster wurde im Humboldtliain in unmittelbarer Nähe des Direktions-Gebäudes und zwar in dem östlichen Teile der Botanik gefangen.

Es war etwa Mitte November v. J., als unter Aufsicht eines Gärtners mit Aufräumungsarbeiten beschäftigte Leute eine aussergewöhnliche Menge frisch aufgeworfener Erde auf einem Beete bemerkten, ähnlich, wie man es bei Kaninchenbauen sieht. Zunächst auch nur die Anwesenheit von Kaninchen in dem Bau vermutend, liess der Gärtner nachgraben, schloss aber bald aus der Weite der senkrecht absteigenden Köhren, dass er es hier wohl mit dem Bau eines Hamsters zu thun habe. Vorsichtig wurde die Röhre, die bei 1 m Tiefe ihr Ende erreichte, abgegraben und dann ver­mittelst der Wasserleitung tüchtig Wasser mit dem Erfolge in den Bau gelassen, so dass alsbald richtig ein Hamster zum Vorschein kam, der mit einem kräftigen Spatenschlage sofort zur Strecke gebracht wurde. Weitere Nachgrabungen ergaben das Vorhandensein eines Wohnraumes in Verbindung mit einer Vorratskammer, in welch letzterer etwa 10 kg Kastanien und Eicheln, annähernd zu gleichen Teilen, aufgespeichert waren.

Der Hamster war allein und nach den bei dem Präparator, Herrn Herz, eingegangenen Erkundigungen ein Männchen.

Über seinen Zuzug anderweit in den öffentlichen Garten- und Parkanlagen sind Spuren, die auf die Anwesenheit von Hamstern schliessen liessen, bisher nicht beobachtet worden dürfte man sich wohl nur in Vermutungen ergehen können. Ich persönlich nehme an, dass er auf dem den Humboldthain berührenden Bahnwege Stettiner- und Ringbahn