Heft 
(1902) 11
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Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres. 31

puppe, die im Laufe der Jahre Arme und Beine verloren hat; der Kopf aber ist noch beweglich. Sie ist so braun wie eine Mumie. Ob sie diese Farbe gleich gehabt oder sie [allmählich] angenommen hat, lässt sich natürlich heute nicht mehr feststellen. [Nicht weniger interessant] ist eine kleine, aus bunten Seidenläppchen und einer Art von Zwirn­gewebe hergestellte Puppenjacke, die ebenfalls ägyptischen Ursprungs und vermutlich im 3. oder 4. Jahrh. v. Chr. angefertigt ist.*)

Im britischen Museum zu London befindet sich eine kleine Holz­puppe, die dem Sarge einer altägyptischen Königstochter entnommen wurde, welch letztere nach den beigegebenen Inschriften erkennbar im 3. Jahrh. v. Chr. gelebt hat. Die Prinzessin, die im Alter von 7 Jahren gestorben ist, hielt noch beim Öffnen des Sargdeckels die Puppe in den Armen.**)

W. Reiss berichtet in der Berl. Antliropol. Ges., dass sich Glieder­puppen u. dgl. keineswegs selten in den alten ägyptischen Gräbern fänden, und setzte hinzu: . . kleine Figuren, deren einzelne Teile

durch Ziehen an einer Schnur in Bewegung gesetzt werden können. In den Schattenspielen aus Puppentheatern des Orients begegnen wir ähn­lichen Gestalten. ***)

Bevor wir zu den Puppentheatern übergehen, sei anderer Gräber­funde (u. s. wi) gedacht. So jener (thönernen?) Kinderklapper in römischen Funden unweit Bonn: eine halbe Figur vorstellend, in deren Kopf ein Kügelchen klappert,f) an welchen Fund wir die von E. Krause in der Berl. Antliropol. Ges. besprochene Kinderklapper in Gestalt einer menschlichen Figur aus Lübeln in der hannoverschen Wendei stammend anreihen können;ff) E. K. sagt:dass ihr Gebrauch als Kinderklapper und Spielpuppe wohl nicht zweifelhaft sei. Er berichtet an anderer Stellefff) von der zu Rhinow in der Mark Brandenburg gefundenen Puppe aus gebranntem Thon; diese ist fingerlang und zeigt in roher Form einen Menschen, der mit der linken Hand sein Gewand, das um die rechte Schulter geschlagen ist, festhält.

Es giebt auch wirkliche Puppengräber, nämlich dieGredl- oder Faijagredlgräber in Meder-Österreich. Im August 1898 wurde von Herrn Gustav Calliano bei Baden (Nied.-Österr.) ein sog. Faija- gredlgrab aufgefunden. Ein kreisrunder, 40 cm tiefer und breiter, im

*) D. Tagesztg. 7. Dez. 1899; der Köln. Volksztg. nachgedruckt.

**) Köln, Volksztg. 16. Febr. 1897.

***) Verh. d. Berl. Ges. f. A., E. u. ü. 1899, S. 700. t) Nachrichten ü. deutsche Altertumsf. 1901, S. 5. tt) Verh. d. Berl. Ges. f. A., E. u. U. 1892, S. 95 u. f.

ttt) Der Bazar 1893, S. 452.