Heft 
(1902) 11
Seite
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Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres. 37

Bei den Zulus sind die Puppen schon ganz streng der Bevölkerung nachgeahmt und mit Handwerkzeug versehen. Ihre Farbe ist dunkel­braun. Alle Puppen sind Männer; bis zu 40 cm Grösse.Bei einzelnen afrikanischen Stämmen findet man sogar schon Puppen aus Strick­geflecht, ähnlich nur viel grösser wie man bei uns ganz kleinen Kindern zu geben pflegt, damit sie sich nicht verletzen. In Nyassa wurden die Puppen aus Flaschenkürbissen verfertigt. Der grössere Teil diente als Rumpf, der kleinere als Kopf. Letzterer wurde mit einem Gesicht bemalt, und der Einschnitt, der die Taille markiert, wurde mit Perlenschnüren umwunden. Auch die Stelle, an der die Schultern ansetzen sollten, wurde durch dicke Perlenbüschel bezeichnet, so dass eine dem Menschen nicht unähnliche Gestalt herausgebracht ward.*)

Geehrte Anwesende, nun haben wir uns wenigstens für die Dauer meines kleinen Vortrags genügend mit den bisher erwähnten, recht bescheidenen Puppen beschäftigt; anspruchsvoller geratene mögen allmählich an die Reihe kommen. Die erstgenannten sollen nur noch einmal, der Übersicht wegen, schnell vorbeimarschieren.

1. Die ostpreussischen Flicker- nnd die ungarischen Fetzenpuppen (die sich nach ihren märkischen Gefährtinnen, etwa aus dem Spree­wald, aber wohl kaum aus Berlin umschauen).

2. Die hölzernen Glieder- und Gelenkpuppen aus alt-ägyptischen Gräbern.

3. In vorgeschichtlichen Gräbern Deutschlands gefundene thönerne Puppen, zum Teil zugleich Kinderklappern vorstellend. Besonders bemerkenswert für uns hier: die zu Rhiuow in der Mark Brandenburg gefundene Puppe aus gebranntem Thon.

4. Die thönernen Lämdocke oder Laimtocken Nieder-Österreichs, in eigenen Gräbern.

5. Nürnberger Thonpuppen aus dem 14. Jahrhundert.

6. Puppenartige Tonfiguren und Puppen aus Zeug vom Totenfelde von Ancon in Peru, der Incazeit angehörend.

7. Puppen auf griechischen Grabsteinen.

8. Lumpen-Puppen und hölzerne Puppen der nordamerikanischen Indianer, sowie die aus Bast geflochtene Klapper-Puppe von ebendaher.

9. Hölzerne Spielpuppen der Eskimos.

10. Pelzflicken-Puppen der Samojeden und ebensolche (mit Enten­schnabel u. s. w. statt Kopf versehene Puppen) der Ostiaken.

11. Spiel-Puppen aus Holz oder Lappen von Java sowie eine Zauber-Puppe von dort.

12. Japanische, chinesische, persische und indische Puppen, zum Teil auch als Zaubermittel dienend.

13. Afrikanische Puppen aus Holz, Thon, Lehm, Strickgeflecht und Flasch enkürbissen.

*) Tagesztg. 7. Dee. 1899; der Köln. Volksztg. nachgedruckt.