Heft 
(1902) 11
Seite
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42 Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres.

Allein auf dem Sonneberger Bezirk wenn man Neustadt a. d. Haide und Koburg dazu rechnet kommt hiervon die Hälfte.*)

Ob die Puppenhäuser heutzutage so wertvoll sind, wie jene, die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammend in Museen unsere Aufmerksamkeit herausfordern, vermag ich nicht zu sagen. Von den ungemein reich und künstlerisch ausgestatteten Puppenhäusern, die das Germanische National-Museum zu Nürnberg besitzt, nimmt man an, dass sie wohl nur blosse Schaustücke gewesen seien.**)

Aus dem Mittelalter hören wir von einem unsinnigen Aufwand, den man mit Puppen getrieben. Der Kurfürst August von Sachsen (1544) schenkte seinen Töchtern eine grossartig eingerichtete Puppen­küche mit 245 Tellern und Schüsseln. Die Herrscherinnen spielten sogar noch auf dem Throne mit Puppen, welche dann einen ganzen Hofstaat erhielten. Die teuerste Puppe mag wohl diejenige gewesen sein, welche der 8 jährige Alfonso, Herzog von Ferrera, seiner 11jährigen Verlobten, der Maria Sforza, einer Tochter des' Herzogs von Mailand, 1484 übersandte, eine Puppe, deren Puppenstube von den ersten Malern der Zeit mit Wandgemälden ausgeschmückt wurde und deren Aus­stattung so reich und erschöpfend war, wie es zu damaliger Zeit nur jemals die Ausstattung einer Fürstin gewesen.***)

Somit sind wir wieder nach Italien gekommen; und im Anschluss an Pusello Grivaldis 60 Wachsfigur dien, aus denen das erste Marionettentheater entstanden sein soll,f) wollen wir uns ein Paar Augenblicke bei den Puppenspielen aufhalten.

Uber den Beginn solcher Spiele gehen die Meinungen auseinander.. Neulich brachte Johannes Trojan in derWoche (1901, Heft 51) eine Abhandlung darüber:Solcherlei Theater muss es bereits im Mittelalter gegeben haben, denn schon von Schriftstellern des 16. Jahr­hunderts wird von ihnen gesprochen. In ShakespearesWinter­märchen ist die Rede von einem Puppenspiel vom verlorenen Sohn und auch imDon Quichotte des Cervantes tritt (im 26. Kapitel des II. Teiles) ein Meister Peter mit einem Puppenspiel auf. Neben Puppenspiel ist der am häufigsten gebrauchte NameMarionetten­theater, dem Marion, d. h. Mariechen, zu Grunde liegt. Daraus ist Marionette, ein Piippchen, geworden. Dazu gehören weiter das Wiener "Kasperletheater, das seinen Namen von dem Kasperle oder Kaspar hat, der im vorigen Jahrhundert an die Stelle des Hanswurst getreten ist, das KölnischeHänneschen, in dem der alte Hanswurst steckt,

*) Der Tag 19. Dee. 1901.

**) Wegweiser f. d. Besucher. (Nürnberg) 1900, S. 178.

***) D. Tagesztg. 18. Dec. 1901; der Köln. Volksztg. nachgedruckt. - t) B. Lok.-Anz. 28. Jan. 1899.