Heft 
(1902) 11
Seite
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46 Protokoll der 17. (7. ordentlichen) Versammlung des X. Vereinsjahres.

Im 2. Bande unseresArchivs (1896, S. 62) sindPuppen (oder Questen) erwähnt:in Fisclierey-Sachen. (An die Wehre stecken.)*)

Puppen in Menschengestalt, die ins Wasser geworfen wurden, sind uns von alter Zeit her bekannt, z. B. als die Menschenopfer bei den Römern nicht mehr buchstäblich gemeint waren.Später [als in den ältesten Zeiten der Sabiner] wusste man sich mit dem Gebot des Menschenopfers auf listige Weise abzufinden, die Götter zu betrügen, indem man Zwiebel- und Mohnköpfe statt der Menschenköpfe opferte oder dem seine 80 Menschenkörper verlangenden Vater Tiber 80 aus Binsen geflochtene Puppen in die Wellen warf.**)

Im Jahre 1683 hat man in Stettin beim Abbruch eines Hauses eine eingemauerte Puppe gefunden; vielleicht war diese ein Bauopfer gewesen. (Mündl. Mitteil.)

Immer wieder ist es das ganz oder teilweise augestrebte Ebenbild des Menschen, das so verschiedene Begriffe wie es Kinderspielzeug, Zaubermitte], Teile von Gebrauchsgegenständen u. s. w. sind in Wechselwirkung zueinander setzt. Darauf beruht auch der Wert der Niedersächsischen Zauberpuppen, von denen R. Andree***) berichtet. Diese fragwürdigen, 2028 cm langen und 24 cm breiten, sehr flachen Gestelle bestehen nur aus einem mit Faden umwundenen Lappen, in Form einer langen Figur gewickelt; der Kopf ist zuweilen (wie bei denFlickerpuppen) abgeschnürt; manchmal bildet ein Ilolzspahn das Skelett. Neben andern Deutungen dieser immer in der Truhe sorgsam verwahrten Puppen ist auch die Frage aufgeworfen worden: ob es nicht sog.Heckenmännchen wären, die die vorhandenen Schätze zu behüten und zu vermehren hätten.

Eine ostpreussische Dörflerin erzählte mir:Wir nahmen wenn wirne Pupp haben wollten ein Tuch oderne Schürz, knüllten son Stück von der Mitt zusammen und banden das ab; das war der Kopf; und die Pupp war fertig. [Die eine Schwester fertigte ihren Puppen noch hölzerne Glieder; aber die Arme hatten keine Hände.] Dann nehmen wir sie in den Arm. Aber wenn die Mütterchen das sah, sagt sie immer:Ihr spielt schon wieder mit Puppen! Ihr werdt wohl maln Schock Kinder haben!

Geehrte Anwesende, Sie können mit Recht behaupten, meine Mit­teilungen gingenbis in die Puppen;f) abermals führte ich Ihnen eine

*) Brief von J. L Frisch an Leibniz; 30. Januar 1710.

**) M. Landau, Menschenopfer bei den Römern. (Am Urquell, III. Bd. 1892.) S. 283 u. f.

***) Zeitschr. d. V. f. Volksk. 1899, 8. 333 u. f. f) Brandenburgia-Monatshefte, II. Jabrg. 189391, S. 220 u. f.Bis in die Puppen erklärt von W. Hartwig. Er denkt dabei an diePuppen = Strohbündel unter dem Dach. (Oderbruch.)