Heft 
(1902) 11
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18. (8. ausserordentl.) Versammlung des X. Vereinsjahres.

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überall eifrigst gebraucht, diese Verwünschung und Verfluchung kommt hier zum erstenmale in dieser Weise vor und ist bei den Missionaren bis auf den heutigen Tag im Gebrauch geblieben.*)

Uns interessiert als Brandenburgs hauptsächlich der europäische Norden, insbesondere unsere Heimat. So finden wir denn die Bezeichnung Teufels-See, Teufels - Stein, Teufels - Kanzel, Teufels-Stuhl, Satans-Stein, Satans-Kanzel, Satans-Stuhl innerhalb des römischen Limes auf römische Altäre u. dgl. angewendet, z. B. auf die Mithraeen d. h. die Kultstätten des halborientalischen Mithrasdienstes, der bei uns besonders zur Zeit des Kaisers Aurelianus ("270276) blühte. Dergl. mit dem Satan oder dem Teufel in Verbindung gebrachte Stühle pp. befinden sich z. B. im Keltischen Gebiet in Irland, Schottland, England, im nördlichen und nordöstlichen Frankreich, in Belgien und entsprechend auch im germanischen Sprach- und Kultgebiet von der Nordsee bis zur Adria und von der Ostsee bis zur Schweiz. Die älteste wegwerfende und verächtliche Bezeichnung derartiger Stätten und Bauten ist, ich wiederhole es, die im 2. Kapitel der Apokalypse enthaltene Verwünschung. So ist eine litterarische und kulturgeschicht­liche Brücke, wie ich glaube, als vorhanden nachgewiesen, zwischen den herrlichen Erzeugnissen späthellenischer Bildhauerkunst aus dem 2. Jahrhundert vor Christus und unseren primitiven religiösen Alter­tümern der Heimat.

Auch ein Sammlungsstück, welches uns ebenfalls mit Bezug auf unsere germanische Vorzeit interessiert, befindet sich in der Abteilung C des Museums (Führer durch das Pergamon-Museum 1902, S. 44), auf­gestellt, es ist die von den Pergamenern zu Ehren des Publius Quinctilius Varus errichtete Inschrift in griechischer Sprache. Es handelt sich um denselben Varus, der in der Schlacht im Teutoburger Walde i. J. 9 n. Chr. fiel und dem Augustus gewissermassen ins Grab nachgerufen haben soll: Varus, gieb mir meine Legionen wieder! Varus war zuvor im Orient als römischer Beamter thätig gewesen.**) Er war 13 v. Chr. Konsul und erhielt 4 v. Chr. die Statthalterschaft in Syrien, wo er einen Aufstand der Juden mit Härte unterdrückte und sich bereicherte. Von Syrien wurde er 6 n. Chr. zu seinem Verderben nach Germanien versetzt.

*) Die Heidenmissionare setzten für Wuotan und Donar, Odin und Thor direkt die neutestamentlichen Namen Teufel und Satan, so in der Taufformel: Entsagst Du dem Teufel und seinen Dienern?

**) Erinnerungen an Varus sind selten. Im Römisch-Germanischen Museum zu Mainz befindet sich der Erinnerungsstein, (Kenotaphium) des Manius Caelius, von dem es in der Inschrift heisst: cecidit hello Variano d. h. er fiel in dem Feldzüge des Varus. Vgl. L. Lindenschmit: Die Altertümer unserer heidnischen Vor­zeit. Bd. 1. 6. Heft, Tafel V. E. Fr.