Heft 
(1902) 11
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19. (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

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Vllb. Der sogen. Blutregen vom 10. bis 11. März 1901, den ich in der Brandenburgia seither mehrfach erwähnt, wird nach einer besonderen Richtung hin von Professor Häpke in den Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen zur Sprache gebracht. Nachdem er die aus der libyschen Wüste herrührenden Quarzsand-Bestandteile erwähnt, fährt er fort.Aus fast sämtlichen Proben Hessen sich durch einen Magneten sehr feine Eisenteilchen herausziehen, die mit der Lupe zu erkennen waren. Diese Eisen­partikel sind meines Erachtens meteorischen Ursprungs. Sie stammen von den Feuerkugeln, die seit unvordenklichen Zeiten beim Eintritt in unsere Atmosphäre explodierten, weil sie mit einer Fülle brennbarer Gase (Kohlenwasserstoff) umgeben waren, und deren Trümmer als kosmischer Staub herabfallen. Solche strukturlose Flitterchen und Kügelchen habe ich in den verschiedensten Gegenden und Bodenarten unseres Nordwestens mittelst einer magnetischen Harke zusammengelesen. Herr Dr. Schröder von der Kolk hat mir auf meine Bitte solche Eisenteilchen aus Holland geschickt. Von dem aus Dünensand häutig vorkommenden Titaneisen, das fast immer krystallinische Struktur zeigt, lassen sich die Kügelchen leicht unter­scheiden, zumal ich letztere auch auf reinem Muschelkalk im Teuto­burger Walde sammelte. Da beim mühsamen Abstreifen vom Magneten nur eine geringe Ausbeute erfolgt, konnte ich nur Bruchteile eines Gramms Herrn Dr. Hausmann hier zur Prüfung auf einen Gehalt an Nickel, das wichtigste Kennzeichen des meteorischen Ursprungs, über­geben. Derselbe bestätigte das Vorhandensein von Spuren des Nickels durch die charakteristische Färbung der Boraxperle und des Phosphor­salzes trotz des winzigen Materials. Auch die Challenger Expedition fand Eisenteilchen kosmischen Ursprungs in den Grundpi'oben aus den Tiefen der Ozeane.

In Tunis hüllte ein in der Nacht vom 9. zum 10. März 1901 fallender immenser dichter Staubnebel von braungelber Farbe noch am andern Morgen die Stadt derart ein, dass die Araber und Juden im panischen Schrecken den Weltuntergang befürchteten. Der Ursprung des auch unsere Provinz Brandenburg bedrohthabenden Staubregens scheint in der Sahara zwischen dem 30. und 35 Grad n. Br. von Ghadames bis Tripoli und Tunis gelegen zu haben. Es muss also in diesem Gebiet viel meteorischer Nickeleisenstaub gelegen haben, sonst ist die Verquickung mit dem echten Sahara-Quarzstaub unver­ständlich. Es wäre nun wünschenswert, dass Chemiker und Mineralogen sich äusserten, ob in dem unsere nächste Heimat betroffenen Staubfall auch dergl. meteorisches Metall nachzuweisen ist.

Das gedachte Titaneisen ist, wie ich noch anschliessend bemerken will, im Sande grosser Strecken unserer pommerschen Küsten ganz