Heft 
(1902) 11
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19. (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

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Orbis sensualium pictus oder die sichtbare Welt (Nürnberg 1058).*) Nach neuen Wanderungen, wobei er einige Zeit in Brandenburg und in Hamburg verweilte, ging er nach Amsterdam und starb zu Naardeu am 15. Oktober 1671.

Was uns'nächst dem Orbis pictus, speziell als Brandenburger interessiert, ist der Umstand, dass Comenius zweimal in Berlin unter besonderen Verhältnissen verweilt hat.

Weil die Böhmischen Brüder nach der Schlacht am Weissen Berg (8. Nov. 1620) in Böhmen und Mähren nicht mehr sicher waren, wurden auf einer Versammlung, welche die Ältesten in Dombrawitz an der Mettau bei dem Bruder V. Horn (Roh) im März 1625 abhielten, Comenius und Chrysostomus ausgesandt, für die Brüder in Polen einen neuenWohnsitz zu suchen. Diese Gesandten kamen zuerst nach Görlitz; sie hatten ein Schreiben an den jüngeren von Zerotin, dessen Lehrer Johann Grellius von Strassburg war. 'Grellius versicherte die Brüder, sie würden laut Prophezeiung des Weissgerbers Christ. KAtter in Sprottau noch bessere Zeiten erleben. Comenius und Chrysostomus wollten Kotter persönlich kennen lernen, trafen ihn aber nicht, denn er war beim Kurfürsten George Wilhelm in Berlin, sie warteten aber in Sprottau, bis Kotter zurückkam. Von Sprottau ging Comenius mit Chrysostomus nach Polen, um dem Ältesten der Unität Mart. Gration eine Botschaft zu überbringen. Da Comenius den Gration, der auf Reisen war, nicht antraf, Hess er Chrysostomus in Polen zurück und kehrte mit seinem jungen Begleiter Math. Probus nach Schlesien zurück. Von Schlesien schickte Comenius den Probus nach der Heimat, um ihn über die bisherigen Reisen berichten zu lassen, er selbst blieb in Sprottau zurück und übersetzte in 16 Tagen die Visionen des Sprottauer Weissgerbers Christ. Kotter.

Inzwischen kehrte Chrysostomus aus Polen zurück und ward von Comenius in die Heimat gesandt, während letzterer wieder nacli Polen und nach Berlin ging, in welcher Stadt er zahlreiche böhmische Exulanten antraf. Von Berlin ging Comenius weiter nach Frankfurt a. 0. und nach Glogau. Im selben Jahr 1625 kam Comenius in die Heimat zurück; im Jahre 1625 reiste Comenius abermals nach Berlin, diesmal zu einem mehrmonatlichen Aufenthalt. Hier war er mit der Ver­tretung des Exulanten Ladislaus von Zerotin bei demböhmischen König beauftragt (nach KlihasComenius Leben und Arbeit, in czechischer Sprache). Gemeint ist der am Weissen Berg bei Prag besiegte sogen. Winterkönig Friedrich V. von der Pfalz. In Zonbeks Comenius nach seinem Leben und seinen Schriften heisst es:Im

*) Conrad Ferdinand Meyer in seiner Bündnergeschichte Jürg Jenatseh 21. Aufl. Lpz. 1895, S. 19 lässt Heinrich Waser sich schon i. J, 1615 im Orbis pictus vertiefen.