82
19 . ( 8 . ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
In meiner Jugend wurde mir von einem Mitschüler die desgleichen ausliegende, von mir dem Märkischen Museum (Kat. B. XIII. 3753) verehrte Ausgabe von J. E. Gailer geschenkt: Neuer Orbis Pictus für die Jugend oder Schauplatz der Natur, der Kunst und des Menschenlebens in 322 lithographierten Abbildungen mit genauer Erklärung in deutscher, lateinischer, französischer und englischer Sprache nach der früheren Anlage des Comenius bearbeitet und dem jetzigen Zeitbedürfnisse gemäss eingerichtet. (3. Aufl. Reutlingen 1835 bei Johann Conrad Macken jun.).
Kulturhistorisch ist es nicht uninteressant, die Sprachen des kurzen Textes zu den Bildern des gemalten Erdkreises zu verfolgen: erst lateinisch und deutsch, dann lange Zeit hindurch lateinisch, deutsch,. französisch und italienisch, so noch die Ausgaben in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dann tritt das Englische an die Stelle des Italienischen, so in der Gailerschen Ausgabe.
Auch Erwachsene haben alle Zeit Freude an dem vielseitigen Allerweltsbuch gehabt und daraus gelernt. Es wäre sehr wünschenswert, auch vom Standpunkt der Landeskunde, dass es in zeitgemässer und zeitgenössischer Form wieder auflebte, wozu strebsamen Autoren und findigen Verlegern hiermit eine Anregung geboten sei, die hoffentlich auf fruchtbaren Boden fällt.
XXL Zur Geschichte des Selbstfahrers (Automobils), ln der Gailerschen Ausgabe von Comenius Orbis pictus, Reutlingen 1835 findet sich auf Tafel 296 zu S. 652 folg, die deutliche Abbildung eines Automobils. Dasselbe wird mit Dampf betrieben — die Dampfwagen waren vor kurzem in England und den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika in den öffentlichen Verkehr getreten, für Deutschland kennt sie Gailer noch nicht, — der abgebildete vierräderige Selbstfahrwagen ähnelt in seiner Ausstattung den seit alters in England üblichen Mail- Coaches mit Plätzen im Innern des Wagens, auf demselben und hinter ihm, wie sie während der grossen Gewerbeausstellung zu Berlin im Jahre 1896, allerdings mit Pferden betrieben, kurze Zeit in Betrieb waren.
Da auch dem Humor in wissenschaftlichen Dingen — glücklicher Weise — mitunter ein kleiner Raum verstattet wird, so sei es mit Bezug auf das Automobil, das ein immer wichtigerer Faktor in unserm Verkehrsleben wird, zwei Dichterstimmen: Goethe — „contra“ und den berühmten lebenden belgischen Dichter-Philosophen Maurice Maeterlinck — „pro Automobil“ anzuführen gestattet.
Goethe als Zeuge gegen das Automobil. Er muss für alles herhalten! Dass Goethe sich auch bereits über das Automobil geärgert hat, beweist nachstehendes Citat aus Faust I, Walpurgisnacht: „Das drängt und stösst, das rutscht und klappert! — Das zischt und quirlt,