Heft 
(1902) 11
Seite
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Fragekasten.

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Die mitgebrachte reiche Schädelsammlung allein, gewiss das Entzücken eines Virchow, würde, abgesehen von vielem anderen Schätzenswerthen, schonfür Obiges den Beweis liefern. Den Schmetterlingen ist, zumal in Anbetracht dessen, dass der Reisende sich kaum als Entomolog, ja nicht einmal als eigentlicher Naturforscher angesehen wissen will, eine besonders liebevolle Behandlung erwiesen worden, die man der Vogelwelt gegenüber ungern vermisst, von welcher aus dem prunkvollen Reichtum sundaischer Avifauna nur ein Papagei und eine Salangane, also eine essbare Nester bauende Schwalbenart, zur Erwähnung gelangt sind.

Zahlreiche Abbildungen, ausnahmslos nach eigenen photographischen Aufnahmen wiedergegeben und meist Figuren der Insulaner bringend, die allerdings nicht immer unserem Schönheitsideal entsprechen, verdoppeln das Interesse des Buches. Angefiigt ist eine exakt wissenschaftliche Bearbeitung verschiedenartiger Materien seitens rühmlichst bekannter Special-Autoritäten. Sie reihen sich belehrend dem flott geschriebenen erzählenden Text an. Für den Leser gipfelt indes allezeit in dem der Feder unseres Maass Entflossenen der Schwerpunkt dieser sich selbst empfehlenden fesselnden Lektüre.

Berlin, im Mai 1902. Dr. Carl Bolle.

Fragekasten.

Dr. A. N. Über Moldavite. Soweit ich die Sache beurteilen kann, sind die sogenannten Moldavite Kunsterzeugnisse, d. h. Reste von Glas­flüssen aus uralten mährisch-böhmischen Glashütten. Die Frage muss nicht bloss von Mineralogen, sondern auch von Altertumsspezialisten geprüft werden. Ich will zugeben, dass die äussere Beschaffenheit der Moldavite an gewisse Meteorsteine erinnern mag, gegen den natürlichen speziell kosmischen Ursprung sprechen aber folgende Momente: 1. Es scheint sich chemisch lediglich um dunkelgrünes flaschenartiges Glas zu handeln, und sind Meteorite in dieser chemischen Zusammensetzung von keinem Teil der Erde anderweitig bekannt. 2. Es ist doch sonderbar, dass die Moldavite nur in gewissen Teilen Mährens und Böhmens und auch dort nur an bestimmten Lokalitäten Vorkommen. 3. Für den technischen Ursprung spricht auch, dass in diesen Landesteilen seit unvordenklicher Zeit die Glasindustrie betrieben worden ist. 4. Verwitterndes Glas, insbesondere verwitternde Glasflüsse und Glasschlacken, wie sie sich auf alten Glasfabrikationsstätten vorfinden, nehmen die seltsamsten Formen an und verändern sich chemisch bis zur Unkenntlichkeit, wenigstens für Laien; ich habe Proben davon gesammelt u. a. auf der Stelle der Pfaueninsel bei Potsdam, wo sich das Laboratorium Kunkel von Löwensterns, des Erflnders des Rubinglases, im 17. Jahrhundert befand, dgl. bei Globzow, Kreis Ruppin,