Heft 
(1902) 11
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Fragekasten.

wo vor Jahrhunderten Glasfabrikation (alte Glashütte 11 heisst noch eine Stelle) betrieben wurde, ebenso auf der alten Glashüttenstelle unweit Wildbad Kreuth in Oberbayern. Wollen Sie sich geologisch und mineralogisch über die Moldavite unterrichten, so verweise ich u. a. auf A. Makowsky: Mährens Gesteine. Speziell die Bouteillensteine von Mähren und Böhmen 18731881, insbesondere auf Fr. E. Suess: Über den kosmischen Ursprung der Moldavite (mit 7 Fig.) 1898 und derselbe: Die Herkunft der Moldavite und verwandten Gläser (mit 8 Taf. u. 60 Fig.). Wien 1900. Suess hat sich schliesslich auch dahin entschieden, die Moldavite als künstliche alte Glasflüsse anzusehen.

_ E. Fr.

Frl. M. S.Der lange Salm. Woher kommt diese Redens­art? Man sagt in Berlin von~einem weitläuftig sprechenden Menschen Reden Sie nicht so einen langen Salm! oder:Der kann nicht anders, er muss immer einen langen Sah» loslassen! u. dgl. m.

M. E. hat diese vielgebrachte Redensart mit dem FischSalm nichts zu tliun; in der Mark Brandenburg sagt man immerLachs stattSalm.

Mir scheint der Ausdruck mit dem längsten PsäTm, Psalm 119, der 176 Verse zählt und sich durch seine Länge von sämtlichen übrigen Psalmen unterscheidet, zusammenzuhängen. Mein 1851 verstorbener Vater Dr. Carl Friedei, der in Schulpforta das Gymnasium besuchte, erzählte mir, man habe auf den chursächsischen Fürstenschulen als St. Afra in Meissen, Porta Scholae (Schulpforta) u. s. w. die Gymnasiasten zur Strafe den 119. Psalm auswendig lernen lassen und sie noch härter bestraft, wenn sie seine 176 Verse nicht herzubeten vermochten. Die Redensart müsste also eigentlich heissen >,der lange Psalm.

Die ebenfalls in Berlin gehörte RedensartEr macht immer einen langen Sermon! dürfte ähnlich zu erklären sein. E. F.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei Berlin, Bernburgerstrasse 14.