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20. (9. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
III. Die 74. Versandung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte findet vom 21. bis 27. September 19Ü2 zu Karlsbad in Böhmen statt. Ich lege die Einladung vor und bitte um zahlreiche Beteiligung, handelt es sich nebenher doch auch darum, unseren treuen deutschen Brüdern in Österreich, besonders in Böhmen, unsere herzliche Teilnahme und Verehrung zu beweisen.
IV. Über Sargfunde in Vehlefanz, Kreis Ost-Havelland, sind allerhand übertriebene Gerüchte in den Zeitungen kürzlich verbreitet worden. Auch das Märkische Museum war zur Teilnahme an den Untersuchungen eingeladen worden. Dem Osthavelländischen Kreisblatt entnehmen wir den nachfolgenden, durch unser Mitglied, Herrn Bürgermeister a. D. Stechow, gütigst mitgeteilten Bericht. Die Dienstag, den 11. d. M., beabsichtigt gewesene Öffnung der beiden in einem bis dahin unbekannten Gewölbe der Vehlefanzer Kirche aufgefundenen und, wie sich die Fama erzählte, mit reichen Schätzen gefüllten beiden Zinksärge hat nicht stattgefunden. Wenn min die Annahme von darin enthaltenen unermesslichen Reichtüinern durch die eigentümliche Weise der Auffindung dieser Särge, von denen leider keine Chronik Kunde gab, in besonders phautasiereichen Köpfen weitere Ausdehnung fand, so sollte sie am Dienstag durch die erfolgte eingehende Besichtigung im Beisein des Konservators der Kunstdenkmäler für die Provinz Brandenburg, Herrn Dr. Büttner, eine bedeutende Abschwächnng erfahren. Das alte, aber trotzdem schmucke Kirchlein hatte wohl bei anderen Gelegenheiten selten so viel Besucher aufzuweisen, wie an diesem Tage. Ein sonniger Friede schien über das freundliche Innere des für eine tausendköpfige Dorfgemeinde immerhin geräumigen Gotteshauses gebreitet. Im Mittelschiff der kreuzförmig gebauten Kirche, ungefähr 5 Meter vor dem Altar, blicken wir in die Tiefe des durch Zufall aufgedeckten mannshohen Gewölbes, welches kaum mehr als 8 Personen fassen kann. Nicht einmal Moderluft schlägt einem entgegen. In den Ecken liegen die zerbröckelten Überreste der zerfallenen Holzsärge mit ihren Knochenresten. Für hinreichende Beleuchtung war gesorgt, und so wurde denn nach dreistündiger mühsamer Arbeit festgestellt, dass beide Särge Ausgangs des 17. Jahrhunderts beigesetzt worden sind, zu einer Zeit, wo Vehlefanz längst im Besitz des Grossen Kurfürsten gewesen war und schon ein eigenes Amt bildete. Die ziemlich schwer zu entziffernden Inschriften der beiden Särge werden ihnen im übrigen jeden überflüssigen Nimbus nehmen und die damals erfolgte Beisetzung in der Vehlefanzer Kirche als einen ganz natürlichen Akt kennzeichnen. Ebensowenig ist den beiden Zinksärgen ein hoher künstlerischer Wert zuzusprecheu. Die rohe Bearbeitung der verschiedenen Embleme und dekorativen Beschläge deutet auf eine fabrikmässige hin. Auf beiden Sargdeckeln befinden sich die in Zinkguss liergestellten Gebilde Christus am Kreuze, während die
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