Heft 
(1902) 11
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20. (9. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

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verschiedenen an den äusseren Seitenflächen eingravierten biblischen Sprüche die damals entschieden pietätvollere Weihe Verstorbener doku­mentieren. Der grosse, 2,23 Meter lange Sarg trägt am Fussende die Inschrift:Johanna v. d. Lüdke, geb. 30. December 1643 früh 5 Uhr, gest. 20. October 1694, li12 Vorm, im Glauben an Jesum Christum, ihren Erlöser, selig entschlafen 49 Jahre, 5 Monate, 12 Tage alt. Der zweite, 2,17 Meter lange Sarg birgt die Gebeine desGeneralmajors Johann v. Boch- oder Blochmann, Wohlbestallter Churbrandenburgischer Generalmajor und Oberster zu Ross, Herr auf Cremmen, Vehlefanz, Gr. und Cl.-Ziethen, geb. am 25. Juni 16 . ., gestorben am (nicht zu ent­ziffern), alt 85 Jahre, 8 Wochen.

V. Mord und Totschlag bei Wutzetz und Nackel, Kreis Ruppin. U. M. Pastor Wolfram, Vorsitzender des uns befreundeten Jünglings-Vereins zu Nackel, übersendet folgende Mitteilung:

Eine erschlagene Manns-Person wurde den 27. Juni 1807 im Zootzen durch eine Frau gefunden und denen Jägern Ilr. Dalchow und Ganzer an­gezeigt, die solches der Frau Kriegs-Rath zu Garz, wohin der Ort wo die Leiche gefunden gehört, meldeten. Auf deren Veranlassung ist der Leichnam vom Herrn Bürgermeister Goehring und Herrn Doctor Hartmann aus Ruppin aufgenommen und obduciert worden. Nach dem Urtheil des Arztes ist der Verstorbene gewaltsam erschlagen indem der Hirnschädel und die Kinnladen nebst den Backenknochen zerschmettert gewesen sind. Der Erschlagene wurde etwa 30 Jahre alt geschätzt und weil er nach dem Urtheil des Arztes schon an 3 Wochen gelegen, ist dessen Gesicht unkenntlich gewesen. Er hatte schwarze Haare, war bekleidet mit einer feinen blauen Tuchjacke mit übersponnenen Knöpfen, einer Sommer-Manschesternen Weste, gelb­ledernen Beinkleidern, voran am Bunde die Buchstaben K. S. gestanden, leinene Ueber-Knöpfhosen und reinem guten Hemde, gleichfalls mit K bezeichnet.

Eine Uhrtasche haben die Beinkleider gehabt; eine Uhr aber hat man nicht gefunden, so wenig als Geld oder Pappiere. Ohne Zweifel alles das entwendet. Der Leichnam des Unglücklichen ist den 28. Juni a. c. auf dem Kirchhofe zu Wutzetz beerdigt und mir von der Obrigkeit aufgetragen dieses im Kirchenbuche zu verzeichnen. Der allmächtige Gott behüte doch die Menschheit vor ruchloser Verwilderung, damit solch unerhörte Greuel- tliaten nicht Unsicherheit und Schande unter uns verbreiten. (Im Kirchen­buch von Wutzetz und Vorwerk Damm eingetragen vom Pastor Nauck in Nakel, Kreis Ruppin, Abschrift besorgt von Herrn Pastor Wolfram in Nakel.)

U. M. Rektor Monke bemerkt hierzu:

Die Mordstelle ist nicht mehr bekannt. Dagegen giebt es bei Nakel eine Totschlagsbuche im Zootzen, in deren Nähe 1720 ein Schuster erschlagen und beraubt worden war; ferner stand bis 1898 im Vicheler Zootzen eineFranzosenbuche, und endlich geht die Sage, dass an 2 Stellen im Dorfe selbst Franzosen erschlagen und verscharrt

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