Heft 
(1902) 11
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20. (9. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

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und Kuren versucht worden seien. Der Angeklagte fürchte sich offenbar, diese Personen zu nennen. Jedenfalls sei ihm eine Schuld nicht nach­gewiesen und ein Beweggrund zur absichtlichen Beschädigung des Baumes auch nicht erkennbar. Der Verteidiger hatte sich zur Bekräftigung seiner Mitteilungen auf mehrere Zeugen berufen. Das Gericht verzichtete aber auf deren Vernehmung, hob das erste Urteil auf und sprach den Angeklagten frei.

Sicher beobachtete und durch Gerichtsverhandlung gewissermassen amtlich beglaubigte Fälle der praktischen Bethätigung des Aberglaubens kommen so selten vor, dass ich diesen märkischen Fall mitzuteilen, nicht unterlassen will.

XII. Sammelt brandenburgische (märkische und nieder- lausitzei-) Volkslieder.

DerTäglichen Rundschau vom 4. d. M., einem Organ, das in der dankbarsten Weise für die Erhaltung deutschen Volkstums und für heimatkundliche Bestrebungen eintritt, entnehme ich folgende auch für uns beachtenswerte Aufforderung:

In Bayern besteht eine grosse Vereinigung, die es sich zur schönen Aufgabe gemacht hat, die volkskundlichen Überlieferungen bei den einzelnen Volksstämmen des Bayernlandes, bei den Altbayern, Schwaben, Franken und Pfälzern zu sammeln. Einer Veröffentlichung in den pfälzischen Zeitbildern entnimmt dieFrkf. Ztg., dass 687 Mitglieder dieser Ver­einigung für die Sammlung thätig sind und ihre Schätze an mundartlichen Formen, Dichtungen, Volkssagen u. s. w. an die Augsburger Sammelstelle der Vereinigung abgeben. Es soll bereits ein recht stattliches Material bei­sammen sein. Für das Frühjahr ist das Erscheinen eines Werkes über Volkskundliches aus der Pfalz angekündigt, an das sich bald eine Sammlung pfälzischer Volkslieder schliessen soll. So viele dieser Volkslieder auch schon gesammelt sind, so erwartet man doch noch mancherlei Beiträge dieser Art, um eine möglichst vollständige Sammlung zustande zu bringen. Es erging darum an alle, die sich für dieses beachtenswerte litterarisclie Unternehmen interessieren, die öffentliche Aufforderung, mitzuhelfen, was hoffentlich in reichem Masse geschehen wird. Die Vereinigung legt nicht nur auf den Text der Volkslieder Wert, sondern auch auf die Sangesweise und auf die Mitteilungen darüber, bei welchen Gelegenheiten und in welchen Dörfern u. s. w. hauptsächlich die Volkslieder gesungen werden. Vorstand der Vereinigung ist Universitätsprofesssor Dr. 0. Brenner in Würzburg. Das gute Beispiel Bayerns sollte auch in anderen Bundesstaaten Nachahmung und Förderung durch Behörden und Schulen finden! Wieviel Schätze der Sammeleifer auf diesem Gebiet noch heben kann, hat unseren Lesern wohl der gestern abgedruckte Aufsatz einer deutschen Frau überVolkslieder und Spielreime bewiesen.

XIII. Das Königliche Hohenzollern - Museum im Schloss Monbijou feiert am Geburtstag Kaiser Wilhelms des Grossen, 22. d. M., sein 25jähriges Jubiläum. Am 22. März 1877 wurde es in Gegenwart