Kleine Mitteilungen.
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beerdigt. Vorübergehende aber warfen einen Stein oder „ein Ries“ auf die Stelle, wo man ihn gefunden hatte. Der Gastwirt Scherler, ein 48jähriger Mann, bemerkte dazu: Wenn ich als Junge mit meinem Grossvater dort vorbeikam, so nahmen wir jedesmal einen Stein oder einen Zweig und warfen ihn auf die Stelle, und der Grossvater sagte dabei stets: „Doa müten wi wat hünsmieten“. Warum, sagte er nicht. Auch setzte man den Stein, der noch heut dort stellt, an den Grabenrand, bekalkte ihn weiss und malte einen Totenkopf darauf; darunter aber schrieb man das Wort: „Erschossen“. Den Totenkopf nebst Unterschrift hat nicht nur der Gastwirt selbst, sondern auch seine Frau, ja auch noch seine jetzt 13 Jahre alte Tochter oft gesehen. Jetzt hat der liegen Schrift und Bild abgewaschen. Ein radelnder Jüngling aus Neu-Iiuppin will noch vor wenigen Jahren am „Stein mit dem Totenkopf“ die Inschrift gelesen haben:
M emento m o r i.
Wohl möglich! Vielleicht beziehen sich darauf die Worte, mit denen eine Arbeiterfrau, die mir am Stein auf der Chaussee begegnete und die mir die Geschichte in ähnlicher Weise erzählte, ihren Sermon zum Abschluss brachte: „Dat kunnt am End keen Dolmetscher mihr läsen!“ Der Stein ist ca. 70 cm hoch, 50 cm breit und an der rechten Seite 40 cm dick.
2. Forsthaus Wendemark bei Molchow nahe Alt-Euppin. Am Kreuzweg spukt es zwischen 12 und 1 Uhr; man verirrt sich dann sehr leicht, wenn man die Wege auch noch so gut kennt.
Wagen können an der Stelle plötzlich nicht vorwärts kommen. (Mitgeteilt d. d. Frau des Försters zu Wendemark.)
3. Volkssagen aus Neu-Ruppin:
a) Nachts zwischen 12 und 1 Uhr reitet Pater Wichmann mit einer Nonne durch die Stadt.
b) Wer zwischen 12—1 über den Platz an der Klosterkirche bei der Linde vorübergeht, unter der Pater Wichmann begraben liegt, erhält unter Umständen von unsichtbarer Hand ein paar schallende Ohrfeigen.
c) Pater Wichmann schreitet zuweilen nachts über den See, ohne einzusinken.
d) Ein unterirdischer Gang ging von der Klosterkirche nach dem Ruppiner See und angeblich darunter hindurch. (Mitgeteilt vom Förster zu Wendemark bei Malchow.)
4. Volkssage aus Alt-Ruppin. Auf der Brücke bei Alt-Ruppin begegnet einem zuweilen nachts zwischen 12 und 1 ein schwarzer Hund ohne Kopf; man kommt dann nicht von der Stelle.
(Erinnert an den schwarzen Hund Morro, der einem nachts an der Dahme-Brücke bei Coepenick begegnet, Derselbe hat allerdings einen Kopf mit feurigen Augen. (F. Friedei.)
Das Budenwesen der Stadt Berlin ist seit langer Zeit Gegenstand obrigkeitlicher Verordnungen gewesen. Erst in der 2. Hälfte des scheidenden Jahrhunderts ist es möglich gewesen, die letzten alten Bud en und Schrägen (Halbbuden) von den Strassen und Plätzen zu beseitigen, gleichwohl vergeht kein Jahr wo nicht die Erlaubnis zur Errichtung neuer derartiger Verkehrs-