2. (1. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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eine bunt zusammengewürfelte Bevölkerung dem kargen Boden erstaunliche Ergebnisse abgerungen. Es ist verlockend, aber zu weitführend eine auch nur kurze Geschichte der Marken vor Ihnen aufzurollen, nur darauf sei hingewiesen, dass gar Vieles von dem, was hier erwachsen und zu Gedeihen gekommen ist, erwachsen und gediehen ist unter der fürsorgenden Hand der Landesfürsten. Was einst die askanischen Markgrafen gegründet hatten, schätzten und förderten mit nachhaltiger Kraft die Ilohenzollern; manches was ab und tot war, ist neu belebt, was öd war, ist angebaut worden. Auch unsere Stadt ist nicht mehr das, was sie früher gewesen ist. Das Niederlagsrecht, die Grundlage des einstmaligen Wohlstandes, ist seit Jahrhunderten gebrochen; die Universität ist abgezogen, und die Messen, welche sonst wohl Frankfurts Namen in fremden Landen bekannt machten, sind zu einer traurigen Existenz lierabgesunken. Es gilt neue Wege zu neuer Höhe zu finden, und es lebt in unserer Stadt die Zuversicht, dass das geschehen wird, dass wiederum der Handel und hinter ihm eine gesunde Industrie nicht ohne reichen Segen bleiben werden. Wir blicken um so vertrauensvoller in die Zukunft, weil wir wissen, dass unser jetziger Markgraf mit weitausschauendem Blick neue Bahnen des Verkehrs bis in entfernteste Gegenden hinein zu erschlossen und den deutschen Kaufmann allerwärts kräftiglicli zu schützen bemüht ist. Lassen Sie uns deshalb, hochver- elirte Anwesende, die Gefühle unseres ehrerbietigen Dankes und unserer Hoffnung zusammenfassen in den Jubelruf: Se. Maj. Wilhelm II., deutscher Kaiser, König von Preussen, Markgraf von Brandenburg, er lebe Hoch! hoch! hoch!“
Zur Erwiderung ergriff unser erster Vorsitzender, Geh. Regierungsrat Friedei, das Wort und führte etwa folgendes aus: Die „Branden- burgia“ sei noch nicht oft im Regierungsbezirk Frankfurt gewesen, nur in Guben und in Bukow, die heutige Wanderfahrt sei der dritte Ausflug in den Osten der Mark. Dass wir so selten in diese Gegenden kommen, liege teils an der Entfernung, teils an dem Umstande, dass der Frankfurter Bezirk mit wissenschaftlichen Vereinen reich ausgestattet sei und wir fürchten mussten, dass unsere Bestrebungen auf heimatkundlichem Gebiete als Konkurrenz angesehen würden. Am 17. November des vorigen Jahres habe deshalb die Pflegschaft des Märkischen Museums eine Art Vorstoss hierher unternommen, und die freundliche Aufnahme, die ihr von Seiten der Frankfurter Vereine zu teil wurde, habe Veranlassung gegeben, nun auch der „Brandenburgs“ die Schönheiten und Altertümer der alten Hansestadt zu zeigen. Der vom Wetter so begünstigte Tag hat nicht gereicht, alles Schöne und Interessante hier zu sehen, aber die Frankfurter Vereinigungen und die „Brandenburgs“ haben Fühlung gewonnen — das ist das Wesentliche. Ein fröhliches Gedeihen den Vereinigungen nicht nur, auch der Stadt selbst! Die