Heft 
(1902) 11
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3. (2. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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Brandenburgischen z. B. im Wernsdorfer See bei Berlin noch lebend vorkoimnt, ist jetzt von mindestens 18 Stellen in Torfmooren West- preussens aber nur fossil festgestellt. 4. Die aus der Mark bekannte, in Westpreussen sehr seltene kleinblätterige Mistel (Yiscum album L. laxnm Boiss. et Rent) ist neuerdings in Westpreussen mehrfach aufgefunden, ebenso ö. ein neuer Standort für den Elsbeerbaum (Pirus tornnnalis Ehrli.), von welchem seltenen Baum ich in der Brandenburgia mehre neue Standorte für unsere Provinz nachgewiesen. 7. Unter den Altertumsfunden mache ich nur auf mehre neue schöne Funde von Ge­sichtsurnen aufmerksam, welche in die jüngste Bronze- (Hallstatt-) Periode eingereiht werden. Eine Gesichtsurne von Friedenau, Kr. Neustadt, ist so naturalistisch gehalten, dass man sie geradezu als porträtartig ansprecheu möchte. Den Kopf bedeckt eine kegelförmige Leder- oder Pelzmütze mit zierlich gesteppter Nath.

XX. U. M. Herr Hermann Maurer überreicht' fünf von ihm, gelegentlich einer von mir am 8. d. M. geleiteten Pflegschaftsfahrt des Mark. Prov.-Museums nach Grimnitz, Kreis Angernninde, aufgenommene Photographien. Die Untersuchungen der Ruine der Burg Grimnitz waren durch Herrn Hofbaurat Kavel, dem die Baulichkeiten als Königliches Hofkammergut unterstehen, sowie bezüglich des übrigen Teils seitens des Herrn Zimmermeisters Falkenberg zu Joachirnsthal in umsichtiger Weise vorbereitet.

Von der Ruine der Burg Grimnitz, welche von askanischen Herr­schern, insbesondere dem Minnesänger Otto IV (mit dem Pfeil) bezw. seiner Gemahlin Ileilwig von Holstein, nachmals aber auch von mehreren hohenzollerschen Kurfürsten zeitweilig bewohnt wurde, sind in den rot backsteinernen Souterrains vier grössere, zum Teil mit Herd und Heiz­anlage versehenen Räume noch wohl erhalten. Die Wände des Haupt­raums zeigen im Mörtel alleihand seltsame, scheinbar vertieft einge­grabene Zeichnungen aus dem Mittelalter, hauptsächlich konzentrische Kreise bezw. Ellipsen, welche mitunter einzeln stehen, entweder paar­weise oder zu dreien, durch Bogenlinien eingefasst werden. Zwei solche Gruppen werden hier dargestellt, welche u. M. Herr Ingenieur Paltzow, Teilnehmerder Wanderfahrt in ca. */ 4 der natürlichen Grösse skizziert hat.

Ich habe diese seltsamen Tiefreliefs nunmehr in drei verschiedenen Jahren immer wieder betrachtet und möchte doch glauben, dass liier nicht Menschenhand tliätig gewesen ist, dass es sich vielmehr um einen mineralogischen und chemischen Prozess innerhalb der durch die Keller­feuchtigkeit beeinflussten Mörtelschicht handelt, der bereits Jahrhunderte fortdauert. Hie und da zeigt sich ein grünlicher Algenanflug, über den Herr Universitäts-Professor Dr. Paul Magnus befragt werden soll. Die Mauersteine haben mittelalterliches Format 82 X 14 X 9 centim.