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3. (2. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
XXII. Herr Dr. Otto Pniovver referierte hierauf über Hermann Pieper: Der märkische Chronist Andreas Engel (Angelus) aus Strausberg. I. Teil Engels Leben.
Zu den wissenschaftlichen Zielen, die sich Pieper gestellt hat, gehört auch dies, die märkische Historiographie aufzuhellen. Aus welchen Quellen diese Chronikenschreiber geschöpft haben, in welchem Abhängigkeitsverhältnis sie hinsichtlich ihrer Berichte zu einander stehn, wie es mit der Überlieferung ihrer Werke bestellt ist, das ist er bestrebt zu ergründen. Denn erst wenn diese Fragen beantwortet sind, lässt sich Wert und Wesen des von ihnen Erzählten feststellen. Erst dann gewinnt man über ihre Darstellung ein wirkliches Urteil. Eine seiner in diesen Bereich fallenden Arbeiten, die über „Creusiugs Märkische Chronik“, hatten wir die Freude an dieser Stelle zu veröffentlichen (Bd. 0, S. 241). Über eine andere, die über Zacharias Garcaeus, haben wir berichtet (Bd. 7, S. 167).
Diese Voraussetzungen der Erforschung sind aber wieder nur zu erfüllen, wenn man sich mit dem einzelnen Autor aufs engste vertraut gemacht, seinen Lebensgang, seine Entwickelung, seinen Charakter nach Möglichkeit bestimmt hat. Denn viele Fragen, die sich aus der mangelhaften Überlieferung ergeben und für die man besten Falles nur eine Antwort der Wahrscheinlichkeit finden kann, können nur psychologisch d. h. auf Grund des Bildes, das man sich von der Individualität des Autors gemacht hat, der Erledigung genähert werden. Auf diesen Momenten beruht die Notwendigkeit der von den Laien so oft verkannten Vereinzelung und Specialisierung der Wissenschaft.
In der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich P. mit demjenigen Chronisten, dessen i. .T. 1598 erschienenes Hauptwerk, die Annales Bran- denburgicae, der Abschluss eines bestimmten Abschnittes in der Geschichtschreibung der Mark bilden. Erst der erste Teil seiner Arbeit liegt vor. In ihm behandelt er das Leben des in Strausberg 1561 geborenen Mannes. Er giebt die Litteratur an, aus der bisher alle uns erhaltenen Nachrichten über ihn geflossen sind, und bemerkt, dass die Durchforschung des städtischen Archivs seiner Vaterstadt neues Material für Seine Biographie geliefert hat. Wir verdanken diese Durchforschung dem verstorbenen Historiker Wilhelm Sternbeck, dessen Erben dem Verfasser in der liberalsten Weise die Benutzung des reichen ungedruckten Nachlasses gestatteten. Auch der den Lesern unserer Monatshefte und des Archivs wohlbekannte Lokalforscher von Strausberg B. Seiffert war ihm vielfach behilflich.
Engels Leben weist nicht gerade interessante oder spannende Momente auf. Mit zwölf Jahren bezog er die Universität Frankfurt, um theologische, philosophische und historische Studien zu treiben. P. sucht zu bestimmen, welche der dortigen Docenten er zu Lehrern gehabt hat,