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3. (2. ordentlliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
Schiffe geöffnet werden mussten; hieraus ergaben sich für den Strassen- verkehr mancherlei Übelstände. Die Stadt war genötigt, die alten der Reichshauptstadt unwürdigen, hölzernen Brücken umzubauen. Sie fasste den Entschluss, in Zukunft nur noch massive Brücken zu bauen und deren Scheitel so hoch zu legen, dass die Schiffe selbst bei den höchsten Wasserständen durchfahren konnten. Man ging mit dem Umbau rüstig vorwärts und hatte bereits 1884 eine ganze Reihe von Brücken-Um- und Neubauten hergestellt. Um diese Zeit trat ein Stillstand in dieser fruchtbringenden Bauthätigkeit ein. Der Grund hierfür lag in dem Bekanntwerden des von der Königl. Staatsregierung geplanten Projektes der Regulierung der Unterspree, dessen Durchführung für die Brückenbauten insofern von grosser Wichtigkeit war, als dadurch die Ilochwasserstände in der Unterspree um rund 1 m, und die in der Oberspree um 1,65 m gesenkt wurden. Nach jahrelangen Verhandlungen schlossen die Königl. Staatsregierung und die Stadtgemeinde einen Vertrag, auf Grund dessen sie beschlossen, das Regulierungsprojekt gemeinsam durchzuführen. Nach Abschluss des Vertrages wurde der Brückenbau mit verstärkten Kräften wieder aufgenommen, so dass zu Ende des 19. .Jahrhunderts fast sämtliche alten Brücken beseitigt waren. Von der Grösse der geleisteten Aufgabe erhält man einen Begriff, wenn man berücksichtigt, dass in einem Zeitraum von etwa 25 Jahren die Stadt Berlin für Brücken- Um- und Neubauten rund 21 Millionen Mark ausgegeben hat. Der Wunsch erschien gerechtfertigt, die Ergebnisse einer so umfassenden Thätigkeit, die dabei gesammelten Erfahrungen u. s. w. grösseren Kreisen zugänglich zu machen. So entstand der Plan zu dem Brückenwerke.
Das Buch gliedert sich in 5 Kapitel, von denen sich das erste mit der geschichtlichen Entwicklung des Berliner Brückenbaues bis zum Jahre 1876 befasst. Im zweiten wird die Entwicklung des städtischen Brückenbaues von 1876—1884 geschildert. Hieran schliesst sich im dritteh Kapitel die Besprechung der in den Jahren 1889—1893 vom Staate und der Stadt gemeinsam durchgeführteu Regulierung der Unterspree und ihres Einflusses auf die Brückenbauten der Stadt. Das 4. Kapitel enthält eine Beschreibung der neueren Brücken in Einzeldarstellungen und endlich im 5. Kapitel folgen Mitteilungen über Materialpreise und dergleichen.
Was insbesondere das erste Kapitel anlangt, so dürften hierüber vielleicht noch einige Mitteilungen willkommen sein. Den ältesten Übergang zwischen den beiden Städten Berlin und Cölln bildete der Mühlendamm, der bereits zum ersten Male am Ende des 13. Jahrhunderts urkundlich erwähnt wird. Eine zweite wichtige Brücke war die Lange Brücke im Zuge der heutigen Königstrasse, auf der nach Vereinigung der beiden Städte das gemeinsame Rathaus erbaut worden sein soll.