Heft 
(1902) 11
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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richtung nach stielen und westen hin in beständigem rückzuge begriffen sind, so liegt es nahe, eine iihnlichc bewegung schon für eine fernere vorzeit vor­auszusetzen. gleielnvol scheinen schon vor der grossen Keltenwandorung zu beginn des vierten vorchristl. jahrhunderts die Deutschen bis an den Harz und auch schon Uber die nordwestdeutsche tiefebene ausgebreitet gewesen zu sein: s. Beitr. 17, GO ff. immerhin aber dürfte das Verbreitungsgebiet der Kelten einmal noch weiter gegen osten gereicht haben; wie weit, ist indes mit philologischen Ilülfsmitteln nicht zu entscheiden, da uns so gut wie die gesamten alten lluss-, borg- und Ortsnamen des mittleren und östlichen Deutschland in folge des zeitweiligen Vordringens der Slaven verloren ge­gangen sind, wir sind dadurch auch der mittel beraubt, uns ein urteil darüber zu bilden, wie weit vielleicht auf der andern Seite eine ausbreitung der Germanen in Deutschland erst auf kosten der östlichen nachbarstämme erfolgt ist. E. Fr.

3 . Vom Böten. (Vgl. Brandenburgia: VI. 374 flg. VIII. 224 flg.) Th. II. lantcnius 1843 in Curland geboren sagt von derIlofmutter d. i. Vieli- pllegerin zu Sallgallen in C. folgendes über das Besprechen und das Kurieren mit ekelhaften Dingen.

Die Alte war nicht nur eine der Sachlage entsprechende Mustergattin und eine vorzügliche Viehpflegerin, sondern galt auch in weitem Umkreise für einen vortrefflichen Arzt. Siebesprach Warzen unddie Rose und erreichte in der Tliat auf diesem Gebiet Erfolge, die ebenso thatsächlich wie unbegreiflich waren. Ihre Kuren waren überhaupt absonderlicher Art. Während ich in Sallgallen lebte, wurde die Gegend von einer sehr bösartigen Fieberepidemie heimgesucht. Man nannte die Krankheit, die intermittierend auftrat, daskalte Fieber und sie endete nicht selten mit dem Tode. Die alte Bluke kurierte das Fieber so: wurde ein Patient zu ihr gebracht, so entnahm sie in seiner Gegenwart aus kleinen Schächtelchen allerlei. Ungeziefer: Läuse, Flöhe, Schwaben die wirPrcussen nannten, pp., zer­hackte sie, bestreute die Masse mit etwas Mehl und formte sie zu Pillen, die der Kranke einnehmen musste. Das Mittel versagte fast nie seine Wirkung. Ärzte/denen ich das später gelegentlich erzählte, führten sie auf das starke Ekelgefühl zurück. Ob mit Recht, kann ich nicht beurteilen. (Aus meinen Kinderjahren. Velhagcn u. Klasings Monatsheft XII. Mai 1898 S. 272.)

E. Fr.

4 . Altmärkischer Aberglaube. In manchen Gegenden der Altmark ist es ein alter Brauch, ein gekauftes Rind das erstemal, wenn es in den Stall geführt wird, rücklings ins Haus zu ziehen, damit es nicht behext werden kann. Eben dort muss man, wenn man in einem fremden Dorfe ein Pferd kauft, aus der ersten Hufspur des Pferdes auf der heimischen Feld­mark etwas Erde nehmen und diese rückwärts über die Grenze werfen; dann kann das Pferd nicht behext werden. Wehe dem, welcher es wagt, auf Federbetten zu schlafen, in denen sich auch nur eine Raubvogelfeder befindet. Sicherlich wird ihm bald ein Unglück widerfahren. Haben doch