Heft 
(1902) 11
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4. (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Mitten in dem Wald erwarteten uns die hergerichteten Friihstiicks- tische, und jeder Hess sich die Butterbrote und den frischen Trunk köstlich schmecken. Nur zu schnell musste aufgebrochen werden. Zu Fuss ging es zum Ringwall und zur Schwedenschanze. Der Weg führte durch junge Anpflanzungen, durch weite Wiesenflächen und an Ackerstücken mit junger Saat vorüber. Der Ringwall erhebt sich in einem umfangreichen Wiesenstück als ein niedriger Hügel. Sobald man seine Böschung erstiegen hat, erkennt man, dass die Benennung richtig ist, denn das Innere bildet eine flache Mulde mit unebenem Boden. Der Durchmesser des unregelmässigen Innenraumes beträgt ungefähr 50 m. Nachdem die Gesellschaft nach Scherben gesucht und auch einige ge­funden hatte, nahm Herr Geheimrat Friedei das Wort und erläuterte die Bedeutung solcher Anlagen. Er führte u. a. aus, dass dieser Ring­wall schon eine germanische Anlage gewesen sei, welche später aber auch von den Wenden benutzt worden sei. Über die ehemalige Auf­gabe solcher Anlagen, die sich häufig im Havellaude finden, seien die Meinungen noch geteilt, ob es feste Siedelungen gewesen seien oder nur Zufluchtsstätten in kriegerischen Zeitläufen. Letzteres ist wohl das Wahrscheinlichere, da sie meist einen sehr beschränkten Umfang haben. Die Schwedenschanzeu liegen noch ein Stück dahinter. Es sind das mehrere parallele Wälle mit bastionartiger Anordnung, sie liegen am Südrande des Waldes und kehren ihre Front gegen Friesack. Sie sollen beim Rückzug der Schweden vor der Schlacht von Fehrbellin gedient haben.

Nach der Frühstücksstelle zurückgekelirt wurden die Wagen wieder bestiegen und die Rückfahrt nach Friesack angetreten. Das Ende der Fahrt führte uns durch das ganze Städtchen, vorüber an der Stelle, wo die alte Quitzowburg gestanden, die durch Kurfürst Friedrich I. zerstört worden war, und wo heut ein hohes Ilaus aus Fachwerk steht, das einem Herrn von Bredow gehört und vermietet ist, vorüber au der schlichten Kirche und dem Denkmal für Wilhelm den Grossen. Endlich hielten die Wagen am Ausgange der Stadt, nachdem sie noch eine lange Doppelreihe von Scheunen passiert hatten. Hier ist am Fusse eines hohen Steilhanges, der als Sandgrube benutzt wird, eine schmucke An­lage aus jungen Birken angelegt, und in ihr steht ein Denkmal für den Prinzen Friedrich Karl. Die Inschrift lehrt, dass der Rote Prinz kurz vor seinem Tode hier zum letzten Mal die Ziethen - Husaren in­spiziert habe.

Durch hübsche Anlagen leitet ein Steig erst auf die Höhe hinauf und dann am Rande derselben entlang zum Denkmal Friedrichs I. Auf hohem Granitsockel erhebt sich die Figur des Kurfürsten in Erzpanzer und Eisenkappe mit langem wallenden Mantel, die Hand gestützt auf das mächtige Schwert. Von dieser Höhe hat man einen schönen Blick