4. (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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Wie dem aber aucli sein mag, zu der Zeit, als der erste Mensch seinen Fass in unsere Gegend setzte, hatten sich die heute als Weichsel, Oder und Elbe benannten Ströme längst ihr jetziges Bett erobert, auch die Havel und Spree sich selbständig gemacht, und unsere Niederungen waren nur noch von stehenden Gewässern bedeckt, aus denen der Glien, die Bändchen Bellin, Friesack, Rlrinow und die anderen höher gelegenen Teile des Ilavellaudes als grössere und kleinere Inseln hervorragten. Aus den Seeen wurden allmählich Moore, und in trockenen Sommern wohl gar schon sumpfige Wiesen, und Brüche und Bücher. Bereits vor und zu der Wendenzeit legten die Menschen Kingwälle im Rhin- und havelländischen Buch an, wohin sie sich vor Feinden flüchteten, wie denn die Ringwälle im Zotzen, sowie andere bei Nauen, beim Brieselang, bei Dyrotz und Seegefeld, und noch mehrere beweisen. Zur Zeit des Grossen Kurfürsten konnten schon Schleichpatrouillen unter Führung eingeborner Jäger hindurchkommen, und der Nauener Damm war längst wcgsam. Auch bei Friesack wird es schon Wege und Stege durch das Buch gegeben haben, wie denn der grosse urwaldartige Zotzen frühzeitig ausgebeutet wurde. Aber dennoch war und blieb das Buch im ganzen eine grosse sumpfige Wildnis, bis die Bandesherren ihr besonderes Augenmerk auf diese Gegend richteten. Der König Friedrich Wilhelm I. war es, der zuerst das acht Quadratmeilen grosse havelländische Buch entwässerte und urbar machte, wo zahlreiche neue Ortschaften entstanden. Seine Nachfolger verwandelten durch Anlegung des Ruppiner und des Rhinkanals entsprechend das gleichgrosse Rhin- und Friesacker Buch in fruchtbare Wiesenebenen.
Die höhergelegenen Bänderstriche des Havellandes und auch das bergige Bändchen Friesack wurden schon in frühester Zeit von Menschen besiedelt. Gefundene Steinwaffen setzen uns in stand, die Spuren menschlicher Kultur wohl bis ein Jahrtausend vor Christi Geburt zurückzuverfolgen. Nach den Urmenschen der Steinzeit zogen, wie namentlich Bronzefunde beweisen, jagd- und kriegliebende Germanen ins Bändchen, nach diesen im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung Ackerbau treibende Wenden, die mit ihren Pflughaken die Schollen zu Ackerland furchten. Auf diese folgten um die Mitte des 12. Jahrhunderts unter den Fahnen Albrechts des Bären, denen die Priester das Kreuz nachtrugen, wieder Deutsche, die wir als unsere Ahnen betrachten. Nicht viel später sehen wir denn auch die Stadt Friesack und die übrigen Ortschaften des Bändchens entstehen und können ihre Entwickelung dann durch den Bauf der Zeiten hindurch wenigstens in grossen Zügen erkennen.
Albrecht der Bär war es, welcher, ohne freilich die slavische Bevölkerung völlig auszurotten, das Havelland germanisierte und also auch die Gegend von Friesack endgültig deutsch und christlich machte. Er