Issue 
(1902) 11
Page
166
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

166

4. (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

ist auch wahrscheinlich der Neubegründer und Namengeber des Ortes gewesen. Die älteste Erwähnung des letzteren findet sich indes noch nicht in so früher Zeit, sondern erst in einer Urkunde vom Jahre 1217, in welcher der Bischof Siegfried von Brandenburg dem Domkapitel zu Brandenburg dessen Gerechtsame und Besitzungen bestätigt. In dieser zu Ziesar ausgestellten und in lateinischer Sprache abgefassten Urkunde wird der Ort Vrisac in einer Reihe mit Genthiu, Milow, Blaue, Rathenow, Kremmen u. a. aufgezählt und ohne jeglichen Zusatz als zur Diöcese Brandenburg gehörig bezeichnet. Wir haben uns alle diese Orte noch nicht als Städte, wohl aber schon als Hauptorte ihrer Gegenden, etwa als Flecken, die schon Kirchen hatten, vorzustellen. Die ursprüngliche Schreibweise des Namens ist also, soweit sie sich geschichtlich erweisen lässt, Vrisac, und. dies ist das Wichtigste, was wir aus der alten Urkunde erfahren.

Die jetzige Schreibweise Friesack entspricht in modernisierter Form jener ursprünglichen.

Was die Deutung des Namens betrifft, so dürfte die Ableitung von Friesen, die zur Zeit Karls des Grossen in die llavelgegenden gekommen sein sollen, keinen Boden haben. Ebensowenig kann ich mich mit der Ableitung von denjenigen Friesen befreunden, die unter Albrecht dem Bären ins Land gekommen sein sollen, da dieselbe eine ursprünglich lateinische Benennung des Ortes als Frisia aqua (Friesenwasser) vor­aussetzt, zu welcher bei deutsch oder niederländisch redenden Kolonisten gar kein einleuchtender Grund vorlag, auch würde dann der Name Frisiak und nicht Frisak lauten. Ich bin vielmehr der Ansicht, dass der Name Vrisac, wie er in der ältesten Urkunde in die Erscheinung tritt, rein deutschen Ursprungs ist, und sich zusammensetzt aus den niederdeutschen Worten vri oder fri frei in dem Sinne von offen und sac Sack, eine Deutung, die schon der märkische Geschichtsschreiber Bekmann (um 1713) kannte. Er berichtet, man hätte Friesack mit einem Sack verglichen, der an einer Seite offen (oder frei), am andern .Ende geschlossen wäre, so dass mandurch verschiedene Zugänge wohl hinein, auf der andern Seite aber nicht wieder herauskommen könnte. Er schliesst sich aber selbst der Erklärung dieses Namens nicht au, sondern erklärt dieselbefür etwas zu weit hergeholt. Als ob diese Deutung nicht die allernächst liegende wäre, und als ob nicht eine Ver­anlassung zu dieser Benennung durch die Gestalt des Ortes, oder des ganzen Bändchens, oder des sackartig gestreckten Luches sehr wohl denkbar wäre. Die spätere Schreibweise Freysack und Freisack, die sich mehrfach in alten Urkunden findet, zeigt, dass man auch im Mittel- alter sich auf diese Weise den Namen des Ortes erklärte.

Die zweite Urkunde, die wir über Friesack besitzen, stammt aus dem Jahre 1256 und nennt zuerst eine edle Familie dieses Namens, ln