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4. (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
geteilt. Jene bildeten den hohen Adel, sie hatten Burgen, die mit Wällen und Gräben umwehrt oder „bezingelt und bezugbrückt“ waren. Die andern hatten nur Wohnsitze mit leichter Umzäunung, weshalb diese vielfach als Zaunjunker bezeichnet wurden, ln dem Lande westlich der Elbe gehörten z. B. die Grafen v. Osterburg und v. Lüchow zum hohen Adel. 1m früher wendischen Lande östlich der Elbe werden die Herren v. Friesack, die Grafen v. Lindow als Herren von Ruppin, die Herren v. Putlitz und Zossen als solche bezeichnet, die feste Schlösser zu ihren Wohnsitzen hatten.
Eine Untersuchung hat ergeben, dass der Burgberg ursprünglich aus einem Packwerke von Baumstämmen, welche, mit starken eichenen Bohlen benagelt und mit mächtigen Feldsteinen beschwert waren, mitten im Sumpfe dicht beim Rhin bestanden hat. Der Berg war auf der Ost-, Süd- und Westseite ursprünglich von drei Wällen und ebenso vielen breiten Gräben in Ilalbkreisform umgeben, welche letzteren ihr Wasser sämtlich aus dem Rhin erhielten, und an diesen wieder abgaben, während die Nordseite des Berges durch den Rhin selbst und den damals noch ineist bodenlosen Sumpf geschützt wurde. Die Burg diente ursprünglich jedenfalls zur Deckung und Sperrung des Überganges über den Rhinfluss und des sumpfigen Luchpasses. Möglich und wahrscheinlich, dass Albrecht der Bär die Burg Friesack hat anlegen oder neu befestigen lassen, ebenso wie Rathenow, Nauen, Kremmen, zum Schutze der Hauptstadt Brandenburg gegen die nördlich vom Havellande wohnenden, noch nicht unterworfenen Wenden, deren Land erst von seinen Nachfolgern erobert wurde.
Wahrscheinlich hat sich auch die allmähliche Anlage der Stadt nach diesen Schutzwehren gerichtet, und die noch heute bestehenden Bezeichnungen Pagenburg, Ober- und Niederwallstrasse, kleine und grosse Schanzstrasse sind in ihrem Ursprung offenbar von Bestandteilen der alten Burg herzuleiten.
Bis zum Erlöschen des askanischen Herrscherhauses blieb das Land Friesack im unmittelbaren oder Immediat-Verhältnisse zur Landesherrschaft. Unter der Regierung des ersten bayerischen Markgrafen aber' hatte Friesack das Unglück, veräussert zu werden, und zwar an die Grafen v. Lindow, welche grosse Geldforderungen an die Markgrafschaft hatten. Markgraf Ludwig der Bayer bemühte sich zwar, das Land von ihnen wieder zu erhalten. Schon 1327 liess er sich von den Grafen die Erklärung ausstellen, dass sie ihm Friesack, Haus, Stadt, Land und Leute wieder ausliefern würden, sobald ihnen eine bestimmte Geldsumme zur Auslösung ausbezahlt sei. Doch diese Geldsumme konnte der Markgraf nicht aufbringen. Friesack blieb daher in den Händen der Grafen v. Lindow.
Diese Urkunde vom Jahre 1327 ist auch noch deswegen bemerkens-