Issue 
(1902) 11
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4. (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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wort, weil in ihr zuerst von Friesack als Stadt die Rede ist. Ich ver­mute, dass die Erhebung des Ortes zur Stadt schon zu Ende des 13. Jahrhunderts erfolgt ist, und zwar nach dem Ableben jener älteren vornehmen Familie v. Friesack, welcher Zeitpunkt besonders günstig dazu war. Die Stadtwerdung Friesacks dürfte also ungefähr in dieselbe Zeit fallen, wie diejenige von Nauen, Rathenow, Kremmen, nämlich zwischen 1290 und 1300, welche Orte auch bei günstiger Gelegenheit aus adligen Lelms- zu landesherrlichen Städten erhoben wurden.

Erst im Jahre 1333 kam die Besitzung im Wege des Vergleichs, welchen des Markgrafen Vater, der Kaiser Ludwig von Bayern, ver­mittelte, an die Markgrafschaft zurück, indem den Grafen für die Städte Friesack und Rathenow, welche sie herausgaben, Wusterhausen und Gransee abgetreten wurden.

Die Unabhängigkeit der Stadt Friesack dauerte indes nur allzu kurze Zeit. Schon zwei Jahre nach der Auslösung von den Grafen v. Lindow fand eine neue Veräusserung statt. Im Jahre 1335 wurde nämlich vom Markgrafen Ludwig dem Bayern, der sich in steter Geld­verlegenheit befand, die Familie v. Bredow mit dem Hause oder Schlosse, der Stadt und dem Lande Friesack nebst dem Zotzen belieben. Ueber die Vorgeschichte dieser noch heute blühenden und weitverzweigten edlen Familie sei folgendes bemerkt:

Einer volkstümlichen Sage nach trug der Teufel die Bredows in einem Sack über das Havelland. Unterwegs bekam der Sack ein Loch, ein Bredow liel hinaus und baute sich Lochow. Dann erweiterte sich der Riss bei Retzow, wo wieder einer niederliel. Denselben Weg lang fuhr einer bei Selbelang zum Sack hinaus. Etwas weiter landeinwärts bei Landin kam der vierte Bredow auf die Erde, und als endlich der Sack überhaupt frei oder offen wurde, bei Freisack oder Friesack die übrigen Helden. So berichtet Willibald Alexis in den Hosen des Herrn v. Bredow.

Nach mündlicher Überlieferung, die nicht unwahrscheinlich klingt, ist die Familie v. Bredow den Fahnen Albrechts des Bären mit vielen anderen altsächsischen Rittergeschlechtern nach der Mark gefolgt und hat sich dort wie die übrigen angesiedelt. Es ist wohl glaublich, was von Ledebur (Märkische Forschungen Bd. 4) meint, dass der v. Breda bei Höxter in Westfalen kommende Ahnherr den Namen seines Ursprungs­ortes auf seine Siedelung im wasser-, wald- und wiesenreichen Havel­lande übertragen und seinem Stammsitz Bredow bei Nauen den Namen gegeben hat. Der älteste urkundlich nachzuweisende Ahnherr ist der Ritter Arnold v. Bredow, der 1251 als Besitzer des Dorfes Bredow zuerst erwähnt wird. Sein Enkel Mathias, der 1320 zuletzt erwähnt wird, ist als der Stammvater aller jetzt lebenden Bredows anzusehen. Sein thaten- reiches Leben muss ihm reichen Lohn eingetragen haben. Er hinterliess