Issue 
(1902) 11
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4. (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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anderer als Jobst v. Mähren, der Land und Leute für Geld beliebig verpfändete und verkaufte, und der sich so benahm, dass von morali­schen Verpflichtungen der Unterthanen wie gegen andere Landesherren gar keine Rede sein konnte. Gerade Lippold v. Bredow auf Plaue und sein Vetter Hasso auf Friesack waren, da sie an der Grenze wohnten, in jener Zeit, wo der Markgraf ausser Landes lebte und die Mark sich selbst iiberliess, besonders schlimm daran, und es war ihnen nicht zu verdenken, wenn sie sich salvierten, wie es eben möglich war, und der Erzbischof von Magdeburg erschien ihnen als ein besserer Herr. Freilich täuschten sie sich in den Folgen ihrer Handlung. Denn Hasso verlor zunächst seine ganzen märkischen Besitzungen.

Friesack kam nun in andere Hände. Der Markgraf Jobst übergab es zunächst, wie Haftiz berichtet, an Balthasar v. Schlieben, und als dieser 1401) mit Hinterlassung von noch unmündigen Kindern gestorben war, wurde Friesack an Dietrich von Quitzow für 2000 Mark Silbers verpfändet. Durch diese Veränderung des Besitzers wurde Friesack in die Parteiungen hineingezogen, welche der Anerkennung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg als Statthalter der Mark Brandenburg entgegen­traten. Dadurch erweitert sich die Lokalgeschichte des Städtchens auf eine Zeit lang zur allgemeinen Geschichte der Mark Brandenburg und gewinnt daher ein erhöhtes Interesse.

Um ein Bild der ganzen Zeit zu geben, und dadurch die einzelnen Ereignisse und Charaktere verständlich zu machen, müsste ich eigentlich etwas weiter ausholen. Wegen Mangels an Zeit jedoch muss ich mich auf sporadische Bemerkungen beschränken.

Als Kaiser Karl der Vierte, welcher der Mark Brandenburg warme Fürsorge gewidmet hatte, im Jahre 1378 starb, waren die guten Tage unseres Vaterlandes wieder, wie unter den Bayern, für lange Zeit zu Ende. Denn sein Sohn und Erbe Sigismund kümmerte sich wenig um die Mark, und als er König von Ungarn zu werden strebte, nahm er, um die nötigen Gelder zu dem Zwecke aufzubringen, keinen Anstand, sein Erbland an Jobst von Mähren zu verpfänden.

Dieser Markgraf Jodokus aber, so erzählt ein urwüchsiger Zeit­genosse,dieweil er die Mark pfandweise für eine ausgezahlte Summa Geldes innegehabt und nicht ein rechter Hirte war, des die Schafe eigen gewesen, so hat er sich auch ihrer, wie ihm billig hätte gebühren wollen, nicht angenommen, sondern ist als ein Miethling mit ihnen umbgangen, dass er billiger ein Vastator (Verwüster), als ein Protektor (Beschützer) oder Vater des Vaterlandes hätte sollen genennet werden. Denn er hat nicht allein die Unterthanen mit gar schweren Schössen, Unpflicliten und Landesbürden beschwert und über die Masse belegt und also gleich­sam den Schafen die Haut über die Ohren abgezogen, Städte und Schlösser versetzt, auf dass er seinen unersättlichen Geiz möchte erfüllen,