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4. (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
geworden, und haben ihn mit Geschenken und Erzeigung mannigfaltiger Ehren hoch erhoben.
Insbesondere traten auch die Berliner zu ihm über. Die Vornehmsten luden ihn sogar öfters zu herrlichen Banketten, wobei sie köstlichen Wein, allerlei Saitenspiel und schöne Weibsbilder und was dergleichen mehr zur Freude und Fröhlichkeit dienen mochte, boten. Sie geleiteten ihn des Abends mit Gesängen, Fackeln und allerlei Freudenspiel nach Hause, gaben ihm auch einmal 80 Schock böhmischer Groschen zur Zehrung. Sie verhiessen ihm sogar eine noch grössere Summe, damit er sie und die anderen in der Mittelmark in Abwesenheit des Markgrafen Jobst beschützen hülfe, und bewirkten, dass die Quitzows zu Hauptleuten der Mark gemacht wurden. Was Wunder, wenn Dietrich daran dachte, sich überhaupt zum Herrscher der Mark aufzuschwingen! Aber das gute Verhältnis dauerte nicht lange, denn nur zu bald erkannten die Städte, dass die Quitzows nicht gesonnen waren, Recht und Ordnung im allgemeinen Interesse zu schützen, sondern dass sie lediglich in schnöder Selbstsucht ihre eigenen Vorteile suchten. Daher wandten sich die Berliner wieder von den Quitzows ab und zogen sich ihre Feindschaft zu.
Dass Dietrich v. Quitzow im Jahre 1409 bei günstiger Gelegenheit von Markgraf Jobst das Schloss Friesack kaufte und sich dort festsetzte, ist bereits erwähnt. Ehe Jobst aus der Mark fortzog, setzte er zum Statthalter in der Mittelmark den Herzog Swantibor in Stettin und Herrn Kaspar Gans Edlen Herrn zu Putlitz in der Altmark und Prignitz ein. Sobald aber der Markgraf wieder abgezogen war, ist nach dem zeitgenössischen Bericht das Land wieder voller Räuber geworden, also dass, je näher jemand der Mark gekommen, je gefährlicher er gereist oder gewandert hat. So hat sich auch ein jeder der Gewalt, die er gehabt, überhoben und nur, was ihm gelüstete, getlian.
Während dieser Zeit schlugen sich die Quitzows besonders mit den Herzogen Rudolf und Albert zu Sachsen herum, und Hans v. Quitzow hatte eine langwierige Fehde mit Heinrich Stich, dem Abt des Klosters Lehnin.
Am Mittwoch vor Nativitatis Mariä hat Dietrich v. Quitzow seine Reiter versammelt und sich so gestellt, als wolle er nach Preussen ziehen, um dem deutschen Orden zu helfen, ist aber dann vor Berlin gekommen in der Absicht, zuerst „das Haupt“, d. h. die mächtigste Stadt zu demütigen, und hat den Bürgern daselbst die Kühe und Schweine ohne vorhergehende Absage weggetrieben und aufs Schloss Bötzow gebracht. Als ihm aber die Berliner nacheilten, hat er etliche tötlich verwundet und 16 Bürger mit Pferd und Waffen gefangen hinweggeführt. Unter diesen befand sich ein vornehmer Mann mit Namen Nickel Winss, den er mit den Füssen in harte, eiserne Fesseln jämmerlich und schändlich