Heft 
(1902) 11
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4 . (2. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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wie den ärgsten Dieb und Räuber setzen liess-, obwohl er docli ein ehr­licher Mann war. Dies that er, um ein abschreckendes Beispiel hin­zustellen, damit er, wenn er die Berliner bezwungen, init den andern desto leichter umspringen könnte. Also hat er den Berlinern ihre Wolil- thaten vergolten, die sie ihm vorher so vielseitig bezeigt hatten.

Im Jahre 1411 trat nach Jobsts Tode endlich eine Wendung der Dinge ein, als Kaiser Sigismund den um seine Erhebung zur Kaiserwürde sehr verdienten Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Ilolien- zollern in die Mark schickte, mit dem Befehl, dieselbe als vollmächtiger Statthalter zu regieren.

Dieser Fürst, welcher der Ahnherr unseres erhabenen Herrscher­hauses werden sollte, war 41 Jahre alt, als er mit seiner Gemahlin Elisabeth in Brandenburg einzog. Er war mit allen Vorzügen des Geistes und Körpers ausgestattet. Er galt für einen der schönsten Fürsten seiner Zeit, er hatte eine wahrhaft fürstliche Persönlichkeit durch Majestät der Erscheinung, wie nicht minder durch gewinnendes, anziehendes Wesen.

Als der neue Statthalter den Adel und die Städte in der Neustadt Brandenburg versammelt hatte, haben sie die Huldigung geleistet. Etliche aber vom Adel - *, so berichtet der zeitgenössische Gewährsmann, dessen mittelalterliche Redeweise ich zur Veranschaulichung der Zeit­verhältnisse absichtlich beibehalte,etliche aber vom Adel, sagt er, zuvoraus die Quitzowen, Kaspar Gans, Edler Herr zu Putlitz, Wichard v. Rochow und Achim v. Bredow mit ihrem Anhänge sind zurück­getreten. Denn sie hatten sich mit einem Eide verbunden, wider den Herrn Burggrafen feste beieinander zu stehen. Darum haben sie sich der Huldigung geweigert und verächtlich gesprochen:Er ist ein Tand

von Nürnberg.

Da nun Herr Friedrich sähe, dass er wenig Folge und Hülfe hätte, und die Quitzowen mit ihrem Anhang stolz und mächtig wären, hat er als ein weiser und verständiger Fürst die andern von Adel und Städten an sich gezogen mit mancherlei freundlichem und gnädigem Erzeigen, hat sie oft zu Gast geladen, auch die Quitzowen vor andern vorgezogen und geehrt, ob er vielleicht ihre erbitterten und feindseligen Gemüte hierdurch erweichen, brechen und zur Huldigung bringen möchte. Aber sie haben doch ihre Falschheit und Hinterlist wider ihn nicht gelassen, sondern mancherlei Räuberei durch ihr Gesinde verhängt, mit Schützen und mancherlei Kriegsrüstungen sich gefasst gemacht, auf dass sie ge­nannten Herrn Friedrich erschrecken, die Mark verleiten, und ihn ja daraus verjagen möchten. Sie haben auch Herren Otto und Kasimir, Herzoge zu Stettin, nacli Absterben ihres Vaters Swantibor beredet, dass sie in demselben Jahre (1412) den 24. Oktober feindlich mit bewaffneter Hand wider Herrn Friedlich gezogen und im Kremmischen Damm ge-