4. (2- ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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beständige Drohung für Stadt und Land zu sein, und ihre Eroberung bedeutete namentlich für Berlin den Anfang der Ereignisse, welche diese Stadt zum Vorort der Mark, zur Hauptstadt Preussens und schliesslich zur Reichshauptstadt gemacht haben. In kurzer Folge wurden auch die übrigen Burgen übergeben.
Mit Recht erblickt die Nachwelt in der Einnahme Friesacks durch den ersten Ilohenzollern einen Markstein in der Entwickelung der brandenburgisch preussischen Geschichte und hat darum im Jahre 18 ( J4 ein Denkmal des Ahnherrn unseres erlauchten Herrscherhauses an dieser Stelle errichtet.
Die geschichtliche Überlieferung der Eroberung Friesacks ist freilich nur eine sehr kurze. Gern folgen wir daher der dichterischen Ausschmückung der Ereignisse, wie sie uns die lebhafte Phantasie eines F. v. K loden in seinem vortrefflichen Werke über die Quitzows und ihre Zeit bietet.
In unsern Tagen hat ferner der bekannte Dichter Dr. Ernst v. Wildenbruch die Quitzows zum Gegenstände eines vaterländischen Dramas gemacht und lässt den letzten Akt mit der Katastrophe sich zu Pricsack abspielen. Wie es dem Dichter erlaubt ist, weicht er zwar vielfach und namentlich darin, dass er den Haupthelden des Dramas, Dietrich v. Quitzow, an seinen verkehrten Anschauungen von Recht und Ordnung durch Bruderhand zu gründe gehen lässt, von der geschichtlichen Wahrheit ab, trifft aber sonst im wesentlichen den Geist der Zeit und bringt die Verhältnisse auf der Bühne zu mächtig wirkender Darstellung.
Als alle Schlösser erobert w T aren, zogen die p'iirsten, Grafen und Herren wieder heim, Johann v. Quitzow r aber, dem die Flucht nicht wie seinem Bruder Dietrich geglückt w r ar, w T ard gen Kalbe geführt und daselbst vom Bischof Günther v. Sclnvarzburg wohl und fleissig verwahret. „In diesen Zeiten,“ fügt Ilaftiz drastisch hinzu, „als der Quitzowen Hoftährt gedemütigt und sie also degradiert sein, ist Friede in der Mark gewesen, und ist nicht mehr gehört die Stimme der Betrübnis und Jammergeschreis, sondern, dass ich das Wort des Propheten gebrauche, das Volk hat gesessen in Lieblichkeit des Friedens, in Tabernakeln der Zuversicht und guter Ruhe. Also muss man den unverschämten Gästen das Schamhütlein abziehen und den hohen Bäumen die Gipfel verhauen, dass sie nicht in den Himmel wachsen.“
Aber die Herrlichkeit dauerte nicht lange, da der Burggraf Friedrich das kaum beruhigte Land verlassen musste, weil er vom Kaiser Sigismund zum Konzil nach Konstanz berufen wmrde, um die erb- und eigentümliche Belehnung mit der Mark, die er bisher nur als Statthalter regiert hatte, zu empfangen. Kaum war er, Johannes v. Biberstein die Regierung überlassend, mit grossem Gefolge abgezogen, als der entkommene
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