Heft 
(1902) 11
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5. (3. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Hier ergriff Herr Professor Dr. Galland das Wort zu einer kurzen Ansprache, in welcher er auf die Entwicklung des Instituts liinwies und Herrn Direktor Bernhard den Dank der Gesellschaft' für die gütige Erlaubnis zur Besichtigung aussprach. Das Institut wurde 1848 durch König Friedrich Wilhelm IV. gegründet und aus der Hofschatulle er­halten. Vierzig Jahre später wurde es durch die Berufung das jetzigen Direktors reorganisiert und auf eine Höhe gebracht, die allgemein respektiert wird. Im Jahre 1887 ist es in staatlichen Besitz über­gegangen. Hierauf begann Herr Direktor Bernhard und Herr Direktorial- assistent Engel die Erklärung des Verfahrens. Vor den grossen Fenstern des Saales waren zwei hohe Kirchenfenster aufgestellt, welche in die Kirche von Wilznack gehören. Es sind das Restaurationen wie sie gerade für märkische und benachbarte Kirchen hier schon vielfach aus­geführt worden sind. Neben ihnen war ein kleines Glasgemälde zum Vergleich aufgehängt. Es sollte durch diese Nebeneinanderstelluug der Unterschied zwischen der musivischen Glasmalerei und der Kabinett­malerei vor Augen geführt werden. Der Vergleich ergab ohne Zweifel das Übergewicht der ersteren. Die Kabinettmalerei ist nur eine Art Ölmalerei. Es wird das Gemälde mit Metallfarben auf Glas gemalt und darauf die Farben eingebrannt. Bei der echten Glasmalerei wird das Bild aus farbigen Scheiben zusammengesetzt, d. h. es besteht aus ge­färbtem Glas. Die Wirkung des durchfallenden Lichtes muss infolge­dessen eine viel intensivere sein. Da sich aber die zahllosen Übergänge und Schattierungen nicht durch Gläser herstollen lassen, so muss an einzelnen Stellen durch Aufmalen und Einbrennen oder anderweitig nach­geholfen werden.

Die Unterlage für die ganze Technik sind die farbigen Glastafeln, welche aus den Glasfabriken fertig bezogen w'erden. Es ist sog. Über­fangglas. Bei diesem ist eine ungefärbte Glasplatte mit einer dünnen Schicht farbigen Glases überzogen. Die betreffende einfarbige Tafel zeigt schon, wegen der ungleichen Dicke des Überzuges eine Anzahl von Nuancen; durch Ätzen bezw. Abschleifen des Überfangglases kann man die Töne noch vermehren.

Die Herstellung eines Fensters verläuft nun in folgender Reihe. Nachdem die farbige Skizze vom Künstler entworfen worden ist, wird mit Kohle eine Vergrösserung in natürlichen Massen angefertigt. Letztere wird auf Pappe durchgepaust, und die Pause der farbigen Skizze ent­sprechend in einzelne Felder geteilt. In die Felder kommen die Be­zeichnungen für die entsprechenden Glastafeln. Darauf wird die Zeichnung zerschnitten, und jedes Papptäfelcheu liefert nun den Umriss für die hergehörige Glastafel. Sind nun auch die Glastäfelchen ausgeschnitten, so werden sie auf einer Milchglasscheibe so aufgeklebt, wie sie zu- sammeugehören, natürlich mit den nötigen Abständen für die Rahmen,