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Ewald Möller, Walpurgis im Spreewalde.
spezifisch slavischen; es sind viele fremdartige Elemente dabei zusammen- getragen worden, die man wohl kaum noch im einzelnen als solche mit Sicherheit nachzuweisen vermag.
Die Welt des Aberglaubens hat ihre den Zauber berufsmässig ausübenden Priester und Priesterinnen so gut wie jede Religion, und dieser Beruf ist teilweise eine Fortsetzung des altheidnischen Priestertums. Wie bei den alten Deutschen, so war auch bei den slavischen Stämmen Weissagung und Zauberei hauptsächlich die Sache der Frauen. Bei ihnen mag sich in bereits christlicher Zeit die Neigung zum alten Götterdienste und die Erinnerung an die frühere priesterliche Stellung noch erhalten haben. Da man im Christentum die alten heidnischen Götter zu gottwidrigen Wesen stempelte und besonders auf den Teufel alle Vorstellungen von übermenschlichen Mächten aus dem Heidentum» übertrug, so wurde ihren Priesterinnen und heimlichen Verehrern ein Bund mit dem Teufel zugeschrieben, welcher übrigens nach dem Volksglauben eine bestimmte sinnlich wahrnehmbare, körperliche Gestalt besitzt, die in allen ihren Besonderheiten und den meisten geistigen Eigentümlichkeiten heidnischen Ursprungs ist. Noch jetzt gelten gewöhnlich uur boshafte und übel berüchtigte Personen im Volke als Hexen und zwar sind dies meist ältere Leute; selten wird diese Bezeichnung im jugendlichen Alter stehenden Personen beigelegt.
Wenn nun gerade bei den Spreewäldern der Glaube an Hexen hervorragend im Schwange ist, so mag der Grund dafür einmal darin zu suchen sein, dass das zumeist auf dem platten Lande wohnende Wendenvolk mit der Natur und ihren Kräften und Gewalten in viel engerem Zusammenhänge steht, als dies bei dem Stadtbewohner der Fall ist; sodann ist die Kultur oft nur erst allmählich bis zu jenen nicht selten von allem Verkehr abgeschlossenen Spreewalddistrikten vorgedrungen, so dass der Wende sich manche Erscheinung, manches Vorkommnis auf einfachem und natürlichem Wege nicht zu erklären vermag. Da müssen es böse Menschen, böse Mächte gewesen sein, die ein Übel veranlasst haben. Dieser Hang zum Aberglauben muss umsomehr auffallend erscheinen, als die Wenden im allgemeinen eifrige Kirchenbesucher sind und auf strenge Beachtung der äusseren kirchlichen Formen halten. Dass dem Teufel ein direkter Einfluss auf das Geschick der Menschen eingeräumt wird, dass er seine diabolische Gewalt erscheinen und fühlen lässt,' wird einfach zugegeben. Wer diesem Glauben nicht zugethan ist, wohl gar dagegen auftritt, der wird mit bedauerlichem Lächeln bemitleidet als ein in der Kultur Znrückstehender, an dessen . Begriffsvermögen gezweifelt wird und der deshalb von solchen Wunderdingen nichts mehr zu hören bekommt. So erzählte mir einst ein sonst ganz verständiger Mann im Oberspreewalde, dass er einen Bekannten gehabt, der vom Teufel die Macht besessen hätte, aus dem Busche