Heft 
(1902) 11
Seite
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228 Prof. Pr. E. Bardey, Die Franzosen im Havellande von 1806 bis 1808.

Das Unglück schritt nur allzu schnell. Am 14. Oktober wurden die Entscheidungsschlachten bei Jena und Auerstädt geschlagen, durch welche die preussischen Armeeen wie vom Erdboden weggefegt wurden. Zehn Tage später standen die Franzosen in Berlin. Gleichzeitig begann das Einrücken grosser Heeresmassen in Brandenburg und in das Havel­land. Der Urgrossvater des Herausgebers schrieb damals drastisch in seine Hauspostille:Gedenke, o Mensch, am 25. Oktober des Einmarsches der Franzosen in Brandenburg, dieser Spitzbuben und Räuber gegen alle Unterthanen Deutschlands. Es war zuerst der Marschall Bernadotte mit seinen wenig civilisierten Scharen, der mit 22 OÜU Mann von Bran­denburg aus über Päwesin, Nauen und Börnicke quer durch das Havel­land zog, um den fliehenden Prinzen Hohenlohe in der Richtung auf Prenzlau zu verfolgen.

Ueber seine Erlebnisse während des Durchmarsches dieser Truppen giebt der damalige Pfarrer Spieker zu Päwesin durch Aufzeichnungen im Kirchenbuch, das mir vom Pastor Nürnberg in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt worden ist, eine ausführliche Schilderung, die uns lebhaft mitten in die Verhältnisse hinein versetzt. Sein Bericht lautet:

Wie es mir bei der feindlichen Invasion 180b ergangen.

Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena am 14. Oktober 1800, deren Kanonade man hier hören konnte, waren die Landstiassen überall mit Flüchtlingen und Equipagen angefüllt. Am 21. kamen flüchtige Studenten aus Halle, am 211. ein Kriegssekretär Reimann, am 24. ein Unteroffizier und Gemeiner von den Schimmelpfennigschen Husaren, am 25. ein Feldprediger vom Regiment Kaufberg aus Danzig zu mir und brachten die traurigsten Neuigkeiten.

An eben demselben Tage marschierten die Korps der Marschälle Ney und Bernadotte, die bei Barby die Elbe passiert hatten, in Bran­denburg ein, während Napoleon selbst mit seiner Armee in Potsdam, Berlin, Charlottenburg und Spandau einrückte. Den 2b. predigte ich wenigen Zuhörern und empfahl unser Dorf dem göttlichen Schutze; denn es war gewiss, dass die Feinde auf ihrem Marsch nach Nauen das Dorf passieren würden. Als ich aus der Kirche trat und noch alles ruhig war, empfahl ich mich abermals der göttlichen Barmherzigkeit und stärkte mich im Vertrauen auf Gott mit den Worten:Hat er es denn beschlossen u. s. w. mannhaft widerstehen. Ich ging in die Pfarre, legte meine Uniform ab und eine graue Pekesche nebst Pudelmütze an.

Nun sprengten zwei Husarenoffiziere bei dem Schulzen vor und ver­langten Nachricht und Auskunft über das Korps des Prinzen von Hohen­lohe, der über die Elbe und Havel bei Tangermünde und Rathenow ge- setzet war und nach Stettin retirierte, wovon freilich der Schulze nicht