234 Prof. Dr. E. Bardey, Die Franzosen im Havellande von 1806 bis 1808.
Dien!“ — „Duucement messieurs, so hat mich euer Prinz von Ponte Corvo, der gestern bei mir dejenniert hat, nicht behandelt, sondern ist meinem grauen Haupte, — hier nehme ich die Mütze ab — mit aller Ehrfurcht begegnet, und enfin, wo ist euer General, der den Wagen verlangt? Führt mich zu ihm, ich will ihn sprechen, mit dem will ich besser fertig werden, als mit euch!“ — „0 sacre Dien. Boucher maudit!“ Und nun zogen sie ab. — Gott sei gelobt, der mir den Mut gab und alles so glücklich gelingen liess.
Gegen Abend kehrte ein Soldat vom 93. Regiment ein und sagte mir Abendessen und Quartier an auf 1 Wagenmaitre, dessen Frau und 5 Mann. „Tons me serez bien venus, mais d’apporter de quoi mangelet vivre, cela votre soin.“ Mir war bei der Sache nicht wohl zu Mute, denn die französischen Damen hatten sich eben nicht von der besten Seite gezeigt. Das Weib musst du gewinnen, und gelingt es dir, so wirst du mit den Kerls wohl fertig werden. Die Männer kamen voraus, tont brüsquement. Als die Dame erschien, ging ich ihr auf dem Hof entgegen, bewillkommnete sie höflich und galant, und sie bei der Hand in das Haus führend, wie ein 73jähriger Greis nur immer konnte, empfahl ich mich ihrer Protektion. „Soyez sans peur, je suis protestante du pays de Vaud en Suisse.“ — Also etwa aus Genf oder Lausanne? — „Oui, de Lausanne, c’est ina patrie. Sind sie in der Schweiz gewesen?“ — „Nein.“ — „Und kennen doch das Land so gut?“ worüber sie eine grosse Verwunderung zeigte. Ich introduzierte sie in die Küche, wo sie die mitgebrachten 6 Hühner selbst bereitete. Ich machte zwischen ihr und meinen Töchtern, die ihr helfen und zutragen mussten, den Dolmetscher. Die Suppe war in aller französischen Geschwindigkeit fertig, der Tisch serviert und icli und meine Familie zur Tafel gezogen. An diese Supjie, wie herrlich sie schmeckte, wie sie uns labte, werde ich mein Lebtag denken, denn sie war in 48 Stunden die erste Mahlzeit.
Da möchte nun eine komische Muse das Nachtlager beschreiben! In der grossen Stube lagen auf Unterbetten, mit matins zugedeckt, die Bedeckung des Raubwagens, 5 an der Zahl, und Herr Wagenmaitre und Madame, doch die letztere in einem vollständigen Bett, welches ihr meine Galanterie aufgeschlagen hatte, welche gebührend zu erwidern, sie die Räuberbande in Respekt hielt. In der obern Stube logierten 1 Trompeter und 1 Chasseur, so bescheidene edle Soldaten, wie ich nie gesehen, die alles,^was ich ihnen”reichte, als eine Gnade ansahen. Beim Abzüge beschenkten sie mich mit 1 PfuiuL Zucker.
In der kleinen Stube lagen !) Dorfschönen auf Betten an der Erde, die ganze Nacht über mit offenem Munde musizierend. Ich und die Familie aber mitten unter ihnen und genossen des hellen Mondes Licht und der Illumination, die das Biwak in der brennenden Reismiete