240 Prof. Dr. E. Bardey, Die Franzosen im Havellande von 1806 bis 1808.
fanden beim Kriege nicht den gehofften Vorteil, und die Preise gingen auf die Hälfte herunter. Aber in Polen kann keine Feder den Jammer beschreiben, da war ein wahres Chaos, alles wüste und leer, und die messieurs, die beim Hinmarsch Wein, Likör, Rum und Branntwein wie Wasser soffen, und nur Delikatessen, pain blanc, du roti, du bouillon fressen wollten, und Verderber der Nahrungsmittel waren, die ihnen nicht anstanden, mussten nun den bittern Mangel und Hunger leiden, ehe sie wieder anf frische Weide in Preussen kamen.
Die Schlachten bei Eylau und Friedland, wo viele Tausende von beiden Seiten fielen, haben wenig ihresgleichen an Menschenverlust und Menschenelend. Napoleon konnte, obwohl er Sieger war, mit jenem Pyrrhus sagen: „Ich bin verloren, wenn ich-noch eine solche Schlacht gewinne!“
Die Franzosen und Russen waren zwei Felsenmassen zu vergleichen, die sich so ungestüm aneinander rieben und stiessen, dass sie sich notwendig zermalmen mussten. Das sahen sie auch ein, und das bewirkte den Frieden zu Tilsit, wo das Cox fighting unter den bluttriefenden und ermatteten Streithähnen geendigt wurde. Sie sahen ein, dass sie sich nicht überwinden, aber wohl aufreiben würden. Daher der Friede. 0 ihr hartherzigen Erdengötter, ihr Länder- und Ruhmsüchtigen, nicht die Beherzigung des unaussprechlichen Elends der Menschheit, denn die ist und bleibt euch fremd, sondern eure egoistische Selbsterhaltung war das Triebrad des Friedens!
Du aber allein, barmherziger Gott und Vater der Menschheit, Deinem grossen Namen sei ewig Dank, dass Du ihnen diesen Frieden abgedrungen hast! Hättest Du nicht diese Tage verkürzet, so würde kein Mensch selig, d. i. erhalten worden sein. Dir allzeit sei Dank und Ehre!
Den Schluss der ausführlichen Darstellung im Kirchenbuch von Päwesin bildet ein dritter Abschnitt mit der Überschrift:
„Winterquartiere der Franzosen im Havellande 1807 und 1808.“
Nun noch ein unvergesslich Wort für die Nachwelt von den Sommer- und Winterquartieren, die nach dem Frieden zu Tilsit die Herren Franzosen in der Mark und sonderlich im Havellande gehalten haben.
Ja, das war denn ein Friede, trauriger als der Krieg, nicht besser als eine fortgesetzte Feindseligkeit! Gerade das Korps des Prinzen von Ponte Corvo, welches bei der Invasion am 2b. und 27. Oktober 1806 Päwesin geplündert hatte, kehrte in die Mark zurück, um sich allda nach seinen in Polen erlittenen Verlusten, Strapazen und Hunger auf gut Französisch zu restaurieren, d. h. auf dem Fuss zu leben, wie der reiche Pariser bei seinen Restaurateuren, und zugleich den Krieg gegen den Adel, Bürger und Bauer fortzusetzen. Also für die Generäle, Obersten, Stadtkommandanten, Intendanten, Regisseurs und Kommisseurs de la guerre eine offene fürstliche Tafel von G—7 Schüsseln, feine Weine,